VIENNA METAL MEETING

Datum:  08.04.2017
Ort:  Arena, Wien
Bands:  Mayhem, The Ruins of Beverast, Dragged into Sunlight, Batushka, Harakiri for the Sky, Irdorath

Mayhem © shadegrowneye (at) gmail.com name=
Mayhem
Anmerkung: Aufgrund der thematischen Ausrichtung unserer Plattform werden im Bericht nur Bands aus dem Genre Black Metal bzw. mit nennenswerten Black-Einflüssen näher erwähnt.

8. April, etwa 14:00 Uhr, 3. Bezirk: Das Wetter ist typisch wienerisch, durchwachsen, aber immer wieder zeigt sich die Sonne. Erste Fangrüppchen haben sich vor dem Arena Beisl und den zwei Konzerthallen eingefunden, gespannt auf die erste Ausgabe des Vienna Metal Meeting.

Bald begibt man sich aus dem Sonnenschein in den Giftnebel: Den Nachmittag eröffnen IRDORATH aus Kärnten auf der District19-Stage. Vor einem für die Uhrzeit beachtlichen Publikum geben sie nicht nur einen würdigen Opener, sondern mit ihrem runden, stimmigen Black Metal auch den Ton vor. Das vielseitige Set bleibt durchgehend hart und rhythmisch, der Sound ist präzise und die vierköpfige Band trägt ihre Stücke mit offensichtlichem Spaß an der Sache vor.

Nach ein paar Gerne-Exkursen geht es auf der Arena Stage weiter mit HARAKIRI FOR THE SKY. Dass die Post-Black-Metaller aus Salzburg und Wien bereits herbeigesehnt wurden, zeigen eine gut gefüllte Halle und mitwogende Menschenmenge im Floor. Dann bietet sich eingefleischten Fans wie HFTS-Newcomern die charakteristische Kombi aus Wut und Melancholie, Sänger J.J. verzweifelt gewohnt hingebungsvoll und man spürt eine neblige Verlassenheit, die dennoch eint. Nichts mehr und nichts weniger dürften sich die Wiener Fans erwartet haben.

Gleich darauf heißt es: Bühne frei für BATUSHKA. Die Polen gelten als Black-Metal-Entdeckung des Jahres 2016, was wohl nicht zuletzt ihrem einprägsamen, feierlichen Auftreten geschuldet ist. Vor der Arena Stage ist es inzwischen gut voll, in der Luft liegt eine Mischung aus gespannter Erwartung und ekstatischen Rausches. Sobald der Altar steht und die Kerzen entzündet sind, nimmt die Band, maskiert und in Kutten gehüllt, ihre Plätze ein. Nun folgt die Segnung: „Litourgiya“. Auch live folgen die Tracks des Albums ihrer Studio-Logik und einem orthodoxen Zeremoniell. Einzig der in den vorderen Reihen eher leise Sound tut der Vehemenz des Auftritts etwas Abbruch – mystisch bleiben Batushka zwischen Weihrauchschwaden und sakralen Gesängen allemal.

Mit DRAGGED INTO SUNLIGHT geben sich eine Gruppe echter Third-Wave-Black-Metaller auf der District19-Stage die Ehre. Hier wird barfüßig und ursprünglich Naturverbundenheit gefeiert, der Blastbeat wütet und verschmilzt mit den abgründig rasselnden Vocals. Während die Musiker, die sich meist mit verhüllten Gesichtern ablichten lassen, dem Publikum den Rücken zuwenden, stiert ein Widderschädel wie von einem Opferaltar in die Menge.

Nun ist man eingestimmt auf THE RUINS OF BEVERAST aus Nordrhein-Westfalen. Auch, wenn der zeitgleiche Auftritt von Sodom auf der Arena Stage die Menge schmälert, finden sich Liebhaber der norddeutschen Düsternis verlässlich vor der Bühne ein. Gewohnt okkult und bedrohlich nähert sich die Klangbrandung der RUINS, doch in dem Soundgetöse verliert leider die Vielschichtigkeit ihrer Songs. Auch, wenn vom unheimlichen „Unlock the Shrine“-Opener vorwiegend atmosphärischer Krach bleibt – eine intensive Performance, die auf den finalen Auftritt einstimmt.

Der letzte Act auf der Arena Stage ist auch das Highlight vieler Gäste: ist doch der Black-Metal-Kult um (The True) MAYHEM so alt wie das Genre selbst. Das essentiell Morbide durchzieht die Show, auch Attila Csihar und Mannen treten in Kutten auf, doch die verrotten und verwesen augenscheinlich und geben eine darunterliegende Fratze preis. Düster-diabolisch feiern Mayhem neuere Stücke wie Klassiker („The Freezing Moon“) und verabschieden sich nach der planmäßigen Spielstunde gutgelaunt in die neblige Nacht.


FAZIT:

Das erste Vienna Metal Meeting bleibt in Erinnerung dank eines fantastischen, abwechslungsreichen und stimmig zusammengestellten Line-ups auf 2 Bühnen, pünktlicher Auftritte und bester Stimmung vor und auf der Stage. Faire Preise und eine saubere Organisation sorgten für den angenehmen Rahmen, knapp 12 Festivalstunden hindurch. Punkteabzug einzig für die immer wieder geäußerte Kritik an den parallelen Spielzeiten – wobei wir vermerken dürfen, dass zumindest die auftretenden Black-Acts einander absolut stressfrei ablösten. Wenn das die Premiere war, freuen wir uns auf eine Fortsetzung 2018!


PUNKTEBEWERTUNG:  9 von 10


Jo.Ko


Foto © Copyright bei shadegrowneye (at) gmail.com

Gelesen: 906x (seit 21.04.2017)


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