Datum: 16.04.2012
Ort: Escape Bands: Agalloch, Velnias, Rauhnacht, Alastor
Agalloch eröffnen, indem sie für das richtige Setting sorgen. Sänger und Gitarrist John Haughm macht sich eigenhändig an die Platzierung von Baustümpfen, abgetrennten Ziegenbeinen und wohlig waberndem Räucherwerk. Als schließlich die Stimmung passt, klagt die Gitarre den Eröffnungston von „Limbs“.Zur offensichtlichen Freude der Besucher schrecken Agalloch nicht davor zurück, einige ihrer längsten Songs darzubieten – heraus kommt ein schöner Querschnitt durch „Ashes Against the Grain“, „The Mantle“ und „Pale Folklore“. Dabei vergessen sie weder auf Hits („Falling Snow“) noch Geheimtips („Bloodbirds“). Mit ihrer Bühnenpräsenz übertreten Agalloch Grenzen, an die sich auch ihre Musik nicht hält. Immer experimenteller Black Metal rauscht mitunter hinüber in einen reißenden Post-Rock-Gebirgsbach, und auch wenn gerade nicht leidenschaftlich mitgesungen wird, wogt das gerammelt volle Escape in Hingabe und Andacht. Auch zwischen den Bandmitgliedern herrscht Spannung, sie spielen konzentriert, interagieren sparsam und meist scheint es, als wäre jeder gebannt vom eigenen hypnotischen Part. Agalloch sind berauschend, und nicht nur wegen der esoterisch dampfenden Gesteinsbrösel. Die Menge wogt. Mähnenschütteln: sparsam. Auf den meisten Gesichtern Faszination und stille Ehrfurcht. In Wien spielen Agalloch den vorletzten Auftritt ihrer Tour, und es zeigen sich – wenig verwunderlich – leichte Ermüdungserscheinungen. Dennoch tragen sie mit Leidenschaft und Überzeugung vor, geben zwei Zugaben und verabschieden sich schließlich (schweren Herzens?) von der Bühne. Unter einer melancholischen Funzel beginnen die Aufräumarbeiten; ein paar Hoffnungsvolle rufen noch nach mehr, dann leert sich der Raum und sieht wieder klein aus. Mit den letzten Kunstnebelschwaden verharrt Naturmagie in der Luft – zumindest kann man sich das einbilden. Um etwas Pathos kommt man nicht herum. Es war ein Zauber, den Agalloch bis auf weiteres wieder mitnehmen nach Oregon, US.
Im etwas klein geratenen, aber stimmungsvollen Escape-Keller enttäuschen weder Headliner, noch Supporter. Man darf sich erinnern an eine schön atmosphärische Nacht unter dem Banner vier anständig aufeinander abgestimmter Künstlerkombos. |