Fragen:  Jürgen Winterheller   |   Antworten:  Aries   |   Übersetzung:  -   |   Datum:  01.02.2008


Hellsaw

Salve Aries. Ich weiß zwar, dass du solche Fragen nicht ausstehen kannst, aber stell unseren Lesern am Anfang doch bitte HELLSAW kurz vor.

Hallo Jürgen. In aller Kürze eine kurze Bio von uns:
2002: Gründung von HELLSAW (Aries: Gesang, Gitarren, Bass / Svart: Drums)
2003: "Sins Of Might" CD/MC
2005: "Spiritual Twilight" CD/DLP
2007: European Tour mit Inquisition im Jänner
2007: Release "Phantasm" CD
2007: European Tour mit Shining und Skitliv im Dezember

Ihr habt nach der „Absplitterung“ von Sanguis als kleiner Fisch im großen Teich begonnen, zählt spätestens jetzt nach dem Release von „Phantasm“ aber definitiv zu den heimischen Vorzeigebands im Genre. Spürt man da eine gewisse innere Genugtuung, oder lassen euch solche Sachen kalt, weil es ohnehin kein Konkurrenzdenken gibt?

Die Frage ist sehr berechtigt, jedoch sehe ich überhaupt kein Konkurrenzdenken zwischen den beiden Bands. Die eine etabliert sich, die andere dümpelt dahin, hehe.

Inwiefern hat sich die Musik im Metalbereich in den letzten 20 Jahren eurer Meinung nach verändert? Kann man sagen, dass früher generell alles besser war als heute oder umgekehrt?

Metal hat sich in den letzten Jahren extrem weiter entwickelt. Heut zu Tage hat jede Band viel mehr Möglichkeiten den gewünschten Sound zu erzeugen, sich im Internet vorzustellen etc.
Das sind die Fakten, ob das jedoch ein Vorteil ist, wage ich zu bezweifeln. Wo soll das denn noch hin führen? Es gibt zu viele Bands, die Platenfirmen verkaufen zu wenig CDs. Früher sparte man noch auf eine CD oder VHS einer Band; heutzutage lädt man sich die gewünschte Musik einfach runter. Der Bezug zur „Kunst“ geht für mich damit völlig verloren.
Anonyme Poser kritisieren alles was nicht „true“ ist und nicht ihrem Geschmack entspricht. 1000e Möchtegern-Journalisten versuchen sich im Internet, schreiben niveaulose Kritiken, stellen bescheuerte Interviewfragen. Könnte die Liste noch endlos fortsetzen… Für mich persönlich war Mitte bis Ende der 90er Jahre die emotionalste Zeit bzgl. Musik und Sound.

Du hast dich ja selbst einmal als Journalist bei unserem netten E-Zine versucht und kennst dadurch aus eigener Erfahrung beide Seiten der Medaille. Sowohl Musiker als auch Redakteur machen es sich für sich gesehen leicht – nur kritisieren oder über den grünen Klee loben ist ja keine große Kunst. Was macht einen guten Journalisten deiner Meinung nach aus – über welche Qualitäten sollte er verfügen? Wie bist du an deine Aufgaben herangegangen?

In erster Linie versuchte ich auszudrücken, dass es viel zu viele Hobby Journalisten gibt, die zu wenig Ahnung vom Business haben. Gute Redakteure befassen sich mit der Band, deren Musik und bilden sich objektiv ihr Urteil. Viel zu viele sind voreingenommen, eine regelrechte „Vergleichshysterie“ bricht bei 90% der Reviews aus. Dieser Song klingt wie dieser von der Band XY aus dem Jahre Schnee. Gute Journalisten brauchen Musik nicht zu vergleichen, sie sollten Musik und Kritik des Materials für „Interessierte“ die zB die CD, DVD, etc. noch nicht besitzen, wiedergeben. Um Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich klarstellen, dass HELLSAW bis dato noch keine Probleme mit derartigen Redakteuren gehabt hat. Ich kritisiere lediglich die zurzeit herrschende oberflächliche Berichterstattung und den fehlenden Ernst.

Wäre es euch lieber, wenn ihr in den frühen 80er Jahren schon musikalisch aktiv sein hättet können, um somit eventuell ein Stück Musikgeschichte schreiben zu können? Neue kreative Pfade zu ergründen, ohne dabei in Chaos abzudriften, dürfte ja kaum mehr möglich sein – oder seht ihr das anders?

Wir sind immer bemüht einen Schritt nach vorn zu gehen und keinen zurück. Neue Elemente sollten die Musik prägen ohne aber jemals die Wurzeln zu verlieren. Wenn du HELLSAW hörst (auch in 5 Jahren), sollte ein Wiedererkennungswert gegeben sein. Natürlich wäre es gut gewesen, hätten wir 5 oder gar 10 Jahre früher angefangen, keine Frage.

Wie sieht eurer Meinung nach das Rezept für ein gutes Album heutzutage aus? Müssen es immer neue Ideen sein, die verarbeitet werden, oder kann man auch mit althergebrachten noch interessante und zeitlose Werke kreieren?

Wie schon oben kurz erwähnt, ist es UNS wichtig neue Elemente in die Musik einfließen zu lassen. Es sind oft nur Kleinigkeiten, die zu einem neuen Ergebnis führen können.

Nachdem ihr seit der Bandgründung als Zweiergespann tätig seid, verhärten sich nun die Gerüchte, dass in Zukunft weitere Bandmitglieder HELLSAW verstärken werden. Hat dies alleine mit den zunehmenden Live-Aktivitäten zu tun, oder warum seht ihr es als notwendig an, frisches Blut in die Band zu bringen. Isiul soll angeblich einer der neuen Musiker sein – kannst du dahingehend schon was bestätigen?

Die Gerüchteküche brodelt also. Dann will ich das einmal aufklären: Wir hatten Mitte 2007 die Möglichkeit der Shining-Tour zuzustimmen oder nicht. Dafür benötigten wir zwei Gitarristen, um die neuen Songs auch dementsprechend Live wiedergeben zu können. Die Lead Gitarre hat sich Malthus umgeschnallt und an der Rhythmus Gitarre fand sich Isiul als perfekte Ergänzung. Am Bass rekrutierte ich einen meiner besten Freunde Desderoth, der das Angebot nicht ablehnen durfte ;-) Da dieser Fünfer perfekt harmonierte fragten Svart und ich die drei, ob sie denn nicht fix in die Band einsteigen wollen. Somit war eine motivierte, neue und sehr interessante Kombination für die Zukunft geschaffen!

Wenn man sich das Cover von „Phantasm“ ansieht, so wirkt dies sehr old-school mäßig. Den Songtiteln zufolge bewegt ihr euch jedoch fernab der einfältigen „Satan ist der Beste“ oder „Wir sind ja so true“-Pfaden. Welche Gedanken und Ideen stecken in den Texten und sollen sie die Hörer zu gewissen Denkanstößen animieren oder gar beeinflussen?

Ich würde wirklich jedem empfehlen die Songs zusammen mit dem Text zu hören. Texte anhand eines Interviews zu beschreiben ist ziemlich schwierig.

Welche Reaktionen habt ihr bislang zum neuen Album erhalten?

Die Reaktionen waren durch die Bank überdurchschnittlich. Manche Reviews waren wirklich überwältigend. Wer das neue Werk noch nicht hat oder rein gehört hat, sollte das ändern!

Mittlerweile habt ihre eure Zelte bei Folter Records aufgeschlagen, die anhand der dort veröffentlichten Werke wie die Faust aufs Auge zu euch passen. Wie kam der Deal mit den Deutschen zustande und für wie viele Alben habt ihr unterschrieben?

Du sagst es. Die Arbeit von Folter Records ist sehr zufriedenstellend. Wir hatten die Möglichkeit 2006 am „Under the Black Sun“-Festival zu spielen, welches bekanntlich ja eine Folter Records Veranstaltung ist. Nachdem wir von Black Attakk nichts mehr gehört hatten und das Album „Phantasm“ auf die Veröffentlichung warten musste, kontaktierten wir als erster Folter, die von der Aufnahme sehr angetan waren und sie unbedingt veröffentlichen wollten. Durch diesen Umstand verzögerte sich die Veröffentlichung leider einige Monate.
Genauere Informationen über die Umstände mit/bei Black Attakk kann man auf einer Myspace Seite namens „Die Wahrheit über Black Attakk“ nachlesen. Es sind viele Interviews von Bands, die mit dieser Plattenfirma zu tun hatten online gestellt.

Ist diese Myspace Seite euer Kreuzzug gegen Black Attakk und soll anderen Bands als Warnung vor diesem Label dienen? Sollte es nicht ohnehin eine Plattform für Musiker geben (wenn es sie noch nicht gibt habe ich das Copyright!!!), in der sie ihre positiven und vor allem negativen Erfahrungen mit Labels, Studios, Veranstaltern usw. publik machen können?

Wir führen keinen Kreuzzug gegen Black Attakk. Der Betreiber der Myspace Seite fragte mich, ob ich auch ein Statement zur „Causa“ BA abgeben möchte. Ich willigte natürlich ein, um andere Bands vorzuwarnen.
Ja, eine solche Plattform sollte es unbedingt geben, da es nur von Vorteil sein kann, über bestimmte Machenschaften mancher Labels etc. vorab informiert zu sein. Es würde solchen unseriösen Organisationen das Leben schwerer machen, wenn jeder bescheid wüsste, jedoch ist mir keine derartige Plattform bekannt.

Welche Vorteile haben sich mit der Entscheidung zu Folter zu wechseln für euch ergeben und musstet ihr irgendwelche Einschränkungen eurer musikalischen Freiheit zugestehen?

Musikalisch wie auch layouttechnisch mussten wir keinerlei Einschränkungen hinnehmen. Der Vorteil an Folter ist die gute Kommunikation, die Ehrlichkeit und der gute Umgang des Labels mit der Band. Wir haben bei allen Entscheidungen Mitspracherecht und nützen diese Chance natürlich. Vorschläge unsererseits versucht man umzusetzen.

Nur mal ein kleines Gedankenspiel: Welches Angebot müsste euch ein (Major) Label machen, damit ihr auf gewisse Freiheiten in Bezug auf die Musik, das Coverartwork, die Lyrics usw. verzichten würdet?

Kein Angebot. Ein Major Label müsste eine bessere Idee bei der Umsetzung eines Covers haben als wir. Könnten wir das mit unseren Gedanken und musikalischem Schaffen vereinbaren, könnte man über alles reden. Außerdem hatten wir noch nie ein Cover, welches abstoßend, provozierend etc. gewesen wäre.

Momentan finden viele Bands ja wieder ihre helle Freude daran, wenn man sie mit dem Prädikat „tiefsterUnderground“ abstempelt. Kann es für einen Musiker jedoch wirklich erfüllend sein, Konzerte vor zehn, anstatt vor 1000 Fans zu spielen oder nur 50 an Stelle von 5000 CDs abzusetzen, nur weil der Sound dermaßen beschissen ist und sich kein Fünkchen Talent oder Ideenreichtum darauf verirrt hat?

Es kann nur erfüllend sein, wenn man Musik für sich selbst macht. Jede Band, die Tonträger veröffentlicht, hat einen kommerziellen Gedanken, das ist unumstritten. Die „übertruen“ Kiddies sind zum Glück schon vom Aussterben bedroht. Die Welle klingt wieder ab und alles widmet sich der hippel hoppel Folk Kacke.

Was macht Black Metal für euch aus? Was gehört unbedingt dazu und was auf keinen Fall?

Black Metal ist die extremste Musik überhaupt. Dennoch gibt es sehr viele verschiedene Arten BM zu interpretieren. Für mich ist wichtig, dass man Gefühle verarbeitet und den Gedanken freien Lauf lassen kann. Jedes Individuum fühlt Musik anders… Überhaupt ein Gefühl in jemandem auszulösen, ist meine Vorstellung von Kunst. Dabei spielt es keine Rolle in welche Richtung diese Gedanken ausschweifen.

Von welchen Ereignissen, Kollegen oder Geschichten bezieht ihr die Inspiration zu neuen Stücken?

Die Inspiration kommt meistens spontan… Wir begeben uns dann auf eine Reise und versuchen diese zu vertonen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

So viel ich in Erfahrung bringen konnte, siehst du dich keiner Religion zugehörig. Demnach stellen sie für dich eher Unheil statt Heil dar. Wie stehst du zu deinen Musikkollegen, die ständig predigen, dass der Satanismus das einzig Wahre ist? Im Grunde sind das doch ebenfalls einfältige Dummköpfe, die einem Ideal bzw. Gott nacheifern, oder nicht?

Im Grunde sind sie das. Ich schimpfe sie aber keinesfalls der Dummheit. Jeder hat seine Vorstellung von Religion und Glauben und die soll er ausleben wie er will. Die Frage nach dem Sinn steht allerdings noch immer im Raum, hehe. Ich denke ehrlich gesagt nicht mehr darüber nach, was andere Menschen glauben.

Und worin suchst du deine Erleuchtung?

Ich suche nach keiner Erleuchtung.

Drummer Svart ist ja nebenbei noch bei Sanguis und Key Of Mythras im Einsatz. Siehst du darin ein gewisses Problem, da er eventuell überarbeitet oder betriebsblind werden könnte?

Svart spielt schon sehr lange in keiner dieser beiden Bands mehr.

Vor einiger Zeit konntet ihr im Zuge einer kleinen Tour die Bühne mit den Vorzeigepsychos von Shining teilen. Welche bewegenden Momente sind euch in diesem Zusammenhang noch besonders in Erinnerung und ist Kvarforth privat derselbe kranke Geist wie auf der Bühne?

So klein war diese Europatour nicht. Die 18 Konzerte quer durch den Kontinent haben wir sehr genossen. Zur Frage wie denn Niklas so drauf ist, kann ich nur sagen, dass er nichts weiter als ein kleiner Punk ist. Ja ein Punk, nichts anderes. Er hasst Black Metal, er hasst Black Metal Fans – wir waren bestimmt nicht mit der richtigen Band auf Tour. Nichtsdestotrotz haben wir unser Ding durchgezogen, konnten sehr viele neue Fans gewinnen und trotz der unfähigen Merchandiserin auch einiges an Material unter das Volk bringen.

Welche Ziele habt ihr euch mit HELLSAW für die Zukunft gesetzt?

Wir haben mehrere Ziele an denen wir gerade arbeiten. Zum Einen wollen wir die anstehenden Festivals perfekt spielen, zum Anderen wird es Zeit, ein Label in Amerika zu finden, welches die Alben in Übersee veröffentlicht. Weiters arbeiten wir intensiv am neuen Album, welches wir noch Ende des Jahres aufnehmen wollen. Für Details ist es jedoch noch zu früh.

Wenn die liebe Metalfee kommen würde und euch drei Wünsche im Bezug auf das Musikbusiness erfüllen könnte – mit welchen Änderungen müssten wir in Zukunft leben?

Es gibt keine Metalfee du Kobold.

Nenne mir doch zum Abschluss drei gute Gründe, warum man sich „Phantasm“ unbedingt anschaffen sollte?

1. Perfekter Black Metal Sound
2. Sehr abwechslungsreiches Songwriting
3. Günstig bei mir zu bestellen (aries@hellsaw.com)

Was gibt es sonst noch Interessantes, wonach ich nicht gefragt habe, dir aber am schwarzen Herzen liegt?

Unsere Webseiten:
www.hellsaw.com
www.myspace.com/hellsawmusic

Deine letzten Worte an unsere Leser?

Danke für das Interesse, ich hoffe viele von euch auf den kommenden Konzerten ganz vorne zu sehen!

Danke für deine Zeit.

Bitte. Danke für das Interview
Grüße Aries



Gelesen: 606x (seit 01.02.2008)


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