Fragen: Amikkus | Antworten: Nachtsturm (N.), Iskharian (I.) | Übersetzung: - | Datum: 01.06.2014
Es ist mir eine Ehre! Ehrlich gesagt hatte ich SCHATTENVALD bis dato nicht am Schirm; wahrscheinlich auch deswegen, weil die bisherigen Alben in winzigster Auflage erschienen sind. Auch wenn Ihr jetzt in dieser Hinsicht Unterstützung von Eurem Label bekommen habt, finde ich es dennoch faszinierend, wie lange sich dieses Projekt im Verborgenen halten konnte. War Exklusivität zunächst einer der obersten Maximen oder ergab es sich aufgrund finanzieller oder anderweitiger Umstände einfach nicht anders? Ist der Wechsel zu einem anerkannten Label für Euch daher ein Riesensprung?
N: Servus Amikkus. Nun, SCHATTENVALD war jahrzehntelang ein erheblich sakrosanktes Geheimnis! Ein auch nicht gerade geringer finanzieller Aufwand wurde für dessen Wahrung aufgebracht und nur der Vollmond und der Teufel waren Zeugen dieser Umstände - ich kann mir gar nicht erklären, wie das trotzdem hernach rauskam. Einer von beiden wird sein Maul schon nicht haben halten können. Jedenfalls ist es nun geschehen und ich muss zusehen, wie ich mich aus dieser Scheiße wieder herausrede.
I: Servus! An sich lag es ja eher daran, dass SCHATTENVALD einzig und allein Nachtsturms Baby ist, welches er in nahezu eifersüchtiger Manier alleine betreut. Man kann sagen, dass er bisher keine Lust hatte, das Ganze auch nur ansatzweise aus den eigenen Fängen zu geben, was Produktion, Vertrieb, etc. anbelangt. Im Endeffekt würde er auch heute noch jede der 100 Einheiten, die er von den ersten Demos in Handarbeit zusammengeschustert hat, für Nummer „IV“ genauso produzieren. In dem Falle muss man aber sagen, dass die Faulheit gesiegt hat und es doch ein Vorteil ist, wenn sich ein Anderer darum kümmert, dass CDs produziert und in dem Fall sogar gepresst werden. Bis auf die manchmal etwas lästige Kommunikation, erwuchs daraus der Vorteil, sich nur noch um die Musik kümmern zu müssen und alles andere einfach in andere Hände zu legen. Ein Riesensprung ist das Ganze also nicht, da sich, bis auf eine wesentliche Vereinfachung, musikalisch nichts ändert. Alles wird immer noch selbst gemacht und „produziert“ und so wird es auch in Zukunft bleiben.
Rollen wir vielleicht den Werdegang SCHATTENVALDs in seinen groben Zügen auf. Warum war und ist es Euch nach wie vor (oder jetzt erst Recht!) ein Anliegen, Eure Musik zu vertonen und Außenstehenden zugänglich zu machen? Wie haben sich die Ziele und Absichten im Laufe der Zeit verändert?
N: Man trug mir im Laufe der Geschichte zu, dass es dem allgemeinen Wunsch entspräche, wenn ich meine Mitmenschen nicht unmittelbar in Stücke reiße, sondern diesen meinen Herzenswunsch zunächst in einem überlegten, akustischen Ausdruck zusammenfasse. Ich glaube, ich bin (vorübergehend) auf ihre Überlebensstrategie hereingefallen.
I: SCHATTENVALD ist eine persönliche Angelegenheit. Nachtsturm schreibt die Musik, die ihm selbst gefällt und ich mache eben Texte, die irgendwie dazu passen. Man kann
sagen, dass es uns völlig egal war und ist, was andere davon halten. Es ist ja nicht so, als ob wir auch nur ansatzweise etwas Modernes oder Angesagtes machen würden. Wir schätzen beide die gute alte Zeit, als Black Metal noch was war, mit dem man sich identifizieren konnte. Ende der 90er Jahre war einfach eine Zeit, in der man nicht mit drei schiefen Akkorden und ein bisschen Bibelumkehr zehn Minuten Musik füllen konnte. Ziele und Absichten bleiben wohl, dass wir SCHATTENVALD für uns weiterlaufen lassen und unabhängig von Meinungen und Vorlieben anderer weiterhin so führen wie bisher.
N: Ich sehe mich eher als Musikhörer denn als Musiker und betrachte meine Sachen auch lieber als Demos denn als vollwertige Alben im Sinne irgendwelcher von seelenlosen Technikprofis geschaffene fehlerfreie Hochglanzproduktionen. Ich möchte weniger der Welt irgendwas mitteilen, als eher meine eigenen Aufnahmen sammeln und dann in mein Regal einordnen. Es ist eine Art persönliches Tagebuch. Als ich beispielsweise die „I“ aufnahm, wohnte ich alleine in einem alten Bauernhaus in einem kleinen Bergdorf im Frankenwald. Alle halbe Stunde flog wegen der veralteten Elektrik im Haus irgendeine Sicherung heraus, Internet hab ich zu dieser Zeit noch strikt abgelehnt und Kontakte pflege ich eh selten. In diesem heißen Sommer 2006 nahm ich meistens nachts und früh morgens auf, unter dem Fenster lag ein riesiger Wald. Das ganze Demo atmet diese klare, mystische Stimmung. Wenn dann irgendein Großstadtoberschüler, der sich das Ding auf seinen neuesten Kopfhörern und einem Modegetränk in der Hand anhört und sich über den Sound beschwert, bewegt mich das nicht sonderlich. Dafür freut es mich dann umso mehr, wenn einige wenige Leute, die vielleicht ähnlich kauzig sind wie ich, sich damit intensiv auseinander setzen und ihnen die Musik etwas gibt.
Du, Iskharian, bist erst vor kurzem zu SCHATTENVALD hinzugestoßen. Wie kam es zu dieser Lineup-Aufstockung und inwiefern kannst Du in kreativer Hinsicht mitgestalten?
I: Nachtsturm kenne ich schon einige Jahre und es gab Anfang der 2000er Jahre schon durchaus Versuche, etwas zusammen auf die Beine zu stellen, was grandios scheitern sollte. Damalige Lebensumstände haben schließlich dazu beigetragen, dass man sich jahrelang aus den Augen verloren hat. Es hat sich schließlich so ergeben, dass Nachtsturm meinte, dass er zwar gerne die Musik macht, auf die Singerei jedoch keinen Bock mehr hat, was dann letztendlich dazu führte, dass ich mich um den Bereich jetzt kümmere. Musikalisch rede ich Nachtsturm nicht rein, er ist ein hervorragender Komponist mit eigenem Stil, was so vielen Bands und Projekten heutzutage abgeht.
Zwischen dem dritten und vierten Opus sind einige Jahre durchs Land gezogen - auch wenn dies der Qualität nicht gerade abträglich war. Wie kam es zu dieser von außen hin lang anmutenden Pause und inwieweit hat sie dem Schaffensprozess im Nachhinein hinderlich beziehungsweise förderlich zugespielt? Welche größten musikalischen Unterschiede haben sich während des Songwritings herauskristallisiert und ihren Weg in die Endversion des Albums gefunden?
N: Nun, zum einen hat mich der dreißigjährige Krieg ziemlich aufgehalten, aber wer konnte denn wissen, was für ein Rindvieh dieser Wallenstein ist. Und wer schon einmal das Vergnügen mit der Belagerungslatrine hatte, der weiß auch, wovon ich spreche. Ich habe jedenfalls mein Verhältnis zum Katholizismus seither nachhaltig überdacht. Nein, im Ernst jetzt - die dritte Demo kam 2008, die Vierte war 2012 fertig. Dazwischen kamen die drei, ursprünglich für die Split aufgenommenen (aber noch unveröffentlichten) Titel. Irgendwann dazwischen hatte ich auch mal über ein Jahr lang pausiert, da mir zuweilen die Ideen und der Antrieb etwas ausgingen. Iskharian hat die Sache dann mit seinem Beitritt glücklicherweise wiederbelebt und die herrliche Symbiose unserer ausgesprochen ungeselligen und kauzigen Persönlichkeiten ist die neue Muse für SCHATTENVALD geworden. Worin die Unterschiede der Songs auf „IV“ zu den vorherigen Sachen liegen, fällt mir schwer zu sagen, da ich (gefühlt zumindest) eigentlich immer wieder das Gleiche mache. Außenstehende könnten das wohl besser beschreiben. Vielleicht ist IV etwas strukturierter, da ich dieses Mal die Lieder nicht so chaotisch bearbeitet habe wie beispielsweise auf der II. Damals hab ich am Ende gar nicht mehr durchblickt, auf welcher Spur jetzt was aufgenommen war. Noch dazu gehört es zum Aufnahmeritual, dass wir gerne mal im Vorfeld ein paar härtere alkoholische Fluide absorbieren, sodass es schon mal zu Unregelmäßigkeiten in Aufnahmen, Takt, Harmonie und Technik kommt. Da wir aber auch zu faul sind, diese wieder glattzubügeln, finden sich diese Stellen auf den fertigen Werken wieder.
I: Da Nachtsturm studiert und ich mitten im Berufsleben stehe und wir beide auch mittlerweile an zwei unterschiedlichen Stellen Bayerns wohnen, ist es zeitlich eher schwierig, wirklich zusammenzukommen und konzentriert zu arbeiten. Da wir aber auch keinerlei Zeitdruck haben, ist das für uns auch völlig in Ordnung. Keine Verträge, mündliche Abmachungen und wenn wir keinen Bock mehr auf was haben, machen wir es eben wieder selbst. Wenn es dann drei oder vier Jahre dauert, ist das eben so.
Der fast schon einschüchternd authentische Neunziger-Jahre-Sound gehört mit zu den ersten Eigenschaften, die einem "IV" offenbart und sofort sympathisch macht. Nehmt Ihr einfach mit demselben Equipment seit mehr als zehn Jahren auf oder musstet Ihr - so wie es bei manchen Retro-Truppen unabhängig vom Genre der Fall ist - in mühsamer Kleinarbeit zusammensuchen, bis Ihr fündig geworden seid?
N: Wenn ihr wüsstet, womit ich aufnehme, würdet ihr das Wort Equipment rasch zurücknehmen. Aber ich benutze dieses Zeug seit über 15 Jahren und bisher taugts mir. Das Keyboard, das hochwertigste Instrument hier, habe ich mir von Andrea von CRYPTIC WINTERMOON geborgt. Jetzt ist mir aber, glücklicherweise in den letzten Zügen der Aufnahmen zu V, mein Schlagzeug endgültig auseinander gefallen. Es hat zum Schluss nur noch mit Bierdeckeln zusammen gehalten. Das nächste Demo „VI“ wird also zwangsweise einen anderen Klang erhalten.
I: Die Aufnahmeprozesse sind schon spannend, da das Ganze wirklich nach dem Prinzip läuft, mit möglichst günstigem Equipment was Anständiges zusammenzuzimmern. Mittlerweile hat Nachtsturm seine Aufnahmetechnik mit den vorhandenen Geräten auch so perfektioniert, dass selbst damit was Vernünftiges rauskommt. Dass man zum Beispiel in Sachen Schlagzeug-Sound mehr rausholen könnte und vielleicht auch in Zukunft sollte, ist uns dabei bewusst. Aber es dauert eh schon alles viel zu lange, wenn man bedenkt wie spontan viele Songs entstehen, dass bei allzu langer Nachbearbeitung zu viel verloren gehen würde. Wichtig ist für uns, dass alles spontan passiert, der Moment ist wichtig, wenig kalkuliert, sondern einfach durchgezogen, wie wir das wollen.
"IV" baut - so suggeriert es zumindest der Innentext - auf dem Untergang des Schloss Waldstein sowie dem Raubrittertum in Franken im 15. und 16. Jahrhundert. Inwiefern würdet Ihr hier von einem Konzeptalbum sprechen wollen und warum habt Ihr Euch gegen den Druck der Lyrics entschieden?
I: Dass wir uns konzeptuell auf unsere Heimat besinnen würden, wurde uns erst im Lauf der Aufnahmen zu „IV“ deutlich. Das Album ist noch eine Sammlung an Texten und Geschichten bzw. Gedichten, die nicht wirklich homogen zusammenpasst. Der Text zu „Das Rote Schloss“ ist aber die Initialzündung für die Arbeit an unserem fünften Album, welches sich der Sagenwelt unserer Heimat annehmen wird. Dass die Texte nicht abgedruckt wurden, hat mehrere Gründe. Zum einen der finanzielle Aspekt, zum anderen haben manche Texte die Aufnahmen nicht überlebt, da sie handschriftlich entstanden und gar nicht erst abgetippt wurden. Passt an sich ja auch zu unserer spontanen Arbeitsweise.
N: Zur nächsten Demo V werden wir die Texte beifügen. Es wird eine Sammlung von Sagen über einen Berg hier im Fichtelgebirge, dem Waldstein, werden. Der Waldstein war im Hochmittelalter ein Raubritternest, das im Fränkischen Krieg 1523 ausgelöscht wurde. In den darauffolgenden 300 Jahren verwilderte dieses ohnehin schon äußerst unzugängliche Gebiet noch zusätzlich, auch aufgrund des Bevölkerungsrückgangs im 30-jährigen Krieg. Daher war der Waldstein für die ansässige Bevölkerung besonders ungeheuer und es bildeten sich Sagen, z.B. über uralte Rittergeister.
Wie passt in diesem Rahmen das selbst gezeichnete Cover?
N: Das Bild habe ich, damals als Cover für ein Tape, selbst gezeichnet und passt meiner Meinung nach gut zu SCHATTENVALD: Dilettantisch aber stimmungsvoll.
I: Das Bild ist einfach schon sehr alt und passt gut zum fast nostalgischen Charakter der Musik. Jugendlichen Leichtsinn mit eingeschlossen.
"Letzte Reise" gehört mit zu meinen absoluten Lieblingsstücken der letzten Monate. Vielen Dank dafür, dass Ihr diesen auf das Album gepackt hat! Könnt Ihr vielleicht die Entstehungsgeschichte des Songs rekonstruieren und erklären, wovon er textlich - über den ziemlich eindeutigen Titelhinweis hinaus – handelt?
N: Soweit ich mich ans Aufnehmen erinnern kann, spielte eine gewaltige Ladung Schnaps eine tragende Rolle.
I: Das Stück hat im Laufe der Zeit lyrisch ein paar Änderungen erfahren. Ursprünglich hieß es einmal „Ulysses letzte Fahrt“, wobei der Ulysses hier als Sinnbild für die Menschheit als ganzes stehen sollte. Textlich funktioniert das Lied auf mehreren Ebenen, zum einen wird von einem Schiff gesprochen, welches sich auf einer Irrfahrt befindet, mit dem Ziel den Heimathafen irgendwann wieder zu erreichen. Die ganze Situation wurde aber aus dem antiken Griechenland in die Moderne, bzw. in die Zukunft übertragen. Das Schiff wird zum Raumschiff, das Meer ist der Weltraum und der Heimathafen ist der Planet Erde. Die Ladung des Schiffes ist jedoch äußerst zerstörerisch und somit vernichtet sich die Menschheit selbst mit ihrer eigenen bahnbrechenden Erfindung. Ich habe dabei bewusst versucht, griechische Mythologie mit Robert Oppenheimers „Destroyer of Worlds“-Spruch aus der Bhagavad Gita zu koppeln und allgemeingültig zu machen. Wer Dan Simmons Hyperion- und Ilium-Saga kennt, dürfte sich dabei ein bisschen zu Hause fühlen. Wenn ich Nachtsturms Interpretation dabei betrachte, weiß ich wieder, warum ich die Texte mittlerweile verbreche.
Könnt Ihr Euch vorstellen, eines fernen Tages ein Stück von SCHATTENVALD zum Beispiel zu visualisieren? Kann SCHATTENVALD überhaupt auf einer anderen als der musikalischen Ebene funktionieren oder würde sich da was schneiden?
I: So etwas wurde tatsächlich schon von mehren Menschen versucht. Es gibt bzw. gab zwei interessante Videos bei YouTube zu finden, die sich visuell damit auseinander setzen. Das Split-Stück „Der Winterkönig I“ wurde von einem uns unbekannten Herren mit Szenerien aus dem 30-jährigen Krieg gekoppelt, was uns sehr gut gefällt, da das Stück sich textlich auch mit der Zeit und dem brutalen Religionskrieg auseinandersetzt. Zu „Der Nachteswanderer“ gab es auch ein kurzes Video mit nächtlichen Wald-Wanderungsbildern, welches sehr stimmungsvoll war. Leider sind beide Videos nicht mehr aufrufbar. Ich denke, visuell wäre da bestimmt etwas zu realisieren, aber dann im historischen Kontext der Texte. Unsere blöden Gesichter braucht kein Mensch. Mir persönlich geht es so, dass ich von den meisten Black Metal-Bands auch lieber keine Bilder zu Gesicht bekomme. Black Metal ist für uns Mystik und Verborgenheit und kein affiges Gepose. Im Endeffekt spielt das visuelle aber kaum eine Rolle, da wir uns erstens damit nicht auskennen und zweitens die Musik klar im Vordergrund steht.
N: Ich hab es eigentlich generell nicht so mit visuellen Medien, habe aber für einen neuen Titel vom kommenden Demo ein Video mit Texteinblendung und einigen Fotografien gemacht.
Vor einiger Zeit stand eine mittlerweile verworfene Split mit LORD ASTAROTH an, Vorab-Versionen neuer Songs für Album Nummer Fünf sind ebenfalls schon zu bestaunen - SCHATTENVALD leben und schreiben unermüdlich. Seid Ihr bislang je in die Situation gekommen, über mehr Material zu verfügen, als Ihr vertonen konntet? Arbeitet Ihr da mit Hilfe des Bauchgefühls oder ist ein gewisses Maß an Vorausplanung überlebensnotwendig, um innerhalb vertretbarer Zeitabstände mit neuem Zug anzukommen? Und was steht voraussichtlich als nächste Veröffentlichung an?
I: Die Split-Stücke harren ihrer Veröffentlichung, eine mögliche Kollaboration mit einer anderen Band ist durchaus im Bereich des Möglichen. Unser Label sprach ja auch von Vinyl-Veröffentlichungen, aber ob und wie das zusammengehen wird, bleibt fraglich. Noch dazu stellt sich für uns die Frage, ob SCHATTENVALD auf Vinyl sein muss. Dieses Vinyl-Gewichse ist ja auch mittlerweile ein Trend geworden, den man durchaus ignorieren kann. Aber gut, die Platten im Großformat im Schrank stehen zu haben, wäre für uns durchaus auch reizvoll. Wenn dann die Platten aber so aussehen, wie das SUMMONING-Vinyl mit verpixeltem Cover, etc. dann verzichten wir da gerne darauf.
N: Ich plane gar nichts, die meisten Aufnahmen entstehen spontan. Also Stecker rein, Record drücken und irgendwas improvisieren. Aus diesen Improvisationen schneide ich mir dann die brauchbaren Stücke raus und klemme sie zu einem Song zusammen. Interessant dabei ist, dass ich Ideen, die ich lange im Kopf herumschleppe und die eigentlich ausgereift sein sollten, in der Aufnahme nie so werden, wie ich mir das vorgestellt habe. Im Gegensatz kommt aus spontanen und völlig planlos eingespielten Sachen immer das Beste heraus. Einen Materialüberhang gibt es eigentlich nicht. Die nächste Veröffentlichung wäre das Demo V, vielleicht noch Ende des Jahres. Wie wir dann das Material der Split veröffentlichen, ist noch unklar. Außerdem gibt es noch ein altes Tape von 2002, das ich gerne als 10“ veröffentlichen würde. Aber aus finanziellen Gründen wird nicht alles gleichzeitig machbar sein und die Veröffentlichung der „V“ ist für mich persönlich auch vorrangig. Sandro von Kristallblut Records hat mal eine exklusive Vinyl-Box angeregt, allerdings unter der Bedingung, dass es ausreichend Vorbesteller gibt, die dann das Geld dafür vorstrecken. Daher wird es, denke ich, so schnell noch nichts damit, da es zu wenige Leute sein werden, die sich dafür interessieren dürften. Ist für mich aber auch kein wirklicher Weltuntergang, da ich mit Vinyl eher weniger am Hut habe. Wer weiß, was noch wird.
Besten Dank für Eure Zeit! Zum Abschluss könnt Ihr uns vielleicht noch einen Einblick in Eure derzeitige Playlist gewähren beziehungsweise generell Platten empfehlen, die in Euren Ohren bislang viel zu wenig Aufmerksamkeit abbekommen haben.
I: Da ich großer Sturmpercht-Fan bin und auch die alten GOLDEN DAWN-Sachen ganz gerne mag, nenne ich jetzt einfach mal RAUHNACHT! Deren „Waldeinsamkeit“-EP ist vielleicht eine der besten in den guten alten 90ern verwurzelte Platte, die es gibt. Auch das neue Album „Urzeitgeist“ hat viele, unheimlich gute Momente. Ansonsten warten wir wohl beide sehr ungeduldig auf ein neues Album von EVILFEAST. Die „Invoking The Ancient“-EP hat uns beide regelrecht umgehauen, kaum einer schafft es so sehr, diese „alte“ Stimmung, die wir im Black Metal suchen, so zu verwirklichen wie GrimSpirit.
N: Auf meinem Stapel liegen gerade RHAPSODY, GRAVE DIGGER, VIRGIN STEELE und POWERWOLF herum. Ich mag neben Black Metal auch solche Sachen ganz gerne. Ansonsten einige Namen von Bands, von denen mir aber hauptsächlich die älteren Sachen zusagen: ISHTAR, MORGUL, VINTERSORG, MEPHISTOPHELES, LUCIFERION, SUMMONING, LUNAR AURORA, ABSU, LIMBONIC ART, ABIGOR, VORDVEN, OSCULUM INFAME, BAL SAGOTH, aber auch neuere Sachen wie EVILFEAST, CEREMONIAL CASTINGS, ELDERWIND, ALGOR, DRAUGNIM,… Die Liste würde, nach über 15 Jahren (Black) Metal – Cds sammeln recht lang werden. Ich denke, wir haben wieder eine Situation wie Ende der 90er – es gibt zwar einen Haufen schnell zugänglicher Sachen, aber die Perlen darunter sind doch ziemlich versteckt. Man muss sich schon durch einen großen Haufen Ramsch wühlen. Ich persönlich vermisse ein gutes Printmagazin, das sich ein wenig auf die besseren Releases konzentriert und die uninspirierten Zwei-Akkord-Hin-und-her-Schieber etwas ignoriert, wie damals das Deftone oder Ablaze. Vielleicht hat da ja jemand einen Tipp für mich.
Gelesen: 1347x (seit 01.06.2014)