Fragen: Amikkus | Antworten: Ekpyrosis | Übersetzung: - | Datum: 14.12.2013
Schöne Grüße nach Bonn, zumindest vermuten Euch diverse etablierte Seiten dort. Weswegen habt Ihr Euch dazu entschieden, eine klare Trennlinie zwischen der Musik und den dahinter stehenden Personen zu ziehen? Und inwieweit würde es"ideologisch" keinen Sinn machen, die Außenwelt über alle anderen Details rund um EKPYROSIS in Kenntnis zu setzen?
Vermutet Ihr mal. Gruß zurück. Bei "Mensch Aus Gold" musste ich mir die Frage stellen, ob Namen genannt werden, oder nicht. Es war eigentlich klar, daß wir es nicht tun werden. Ich denke darüber nicht nach, weil es ein Gefühl ist. Und das will ich nicht versuchen zu erklären. Es ist einfach so. Ich finde, es ist auch wirklich nichts, worüber es sich zu reden lohnt.
Bis zu einem gewissen Grad müsst Ihr aber ja daran interessiert sein, inwieweit EKPYROSIS auf Gehör stoßen und in weiterer Konsequenz wie sich das (Medien-)Echo anhört; schließlich veröffentlicht Ihr nicht nur Eure Aufnahmen, sondern beteiligt Euch auch an Werbearbeit wie diesem Interview. Gibt es in Eurem Universum überhaupt so etwas wie eine "Fan-Komponente", interessieren Euch überhaupt derlei Rückmeldungen- egal aus welcher Ecke? Welche Rolle spielen da Amateurtipper wie ich, die das Weiterempfehlen hörenswerter Musik zur Maxime erklärt haben?
Amateurtipper spielen für mich eine Rolle, wenn Sie Ekpyrosis gut finden. Und Rückmeldung interessiert uns natürlich auch. Es ist schön zu erfahren, daß man jemandem allein durch Musik etwas geben kann. Aber so etwas passiert eher selten und indirekt, weil wir nicht in Erscheinung treten und man sich nicht an uns wenden kann. Interviews mit Ekpyrosis gab es in der Vergangenheit schon öfter – das ist kein Widerspruch zu unserem allgemeinen Verhalten.
Würde es Euch theoretisch reizen, Eure Musik eines Tages auf die Bühnen dieser Welt zu hieven, nur um zu erleben, wie viel Enthusiasmus bezüglich Eures Schaffens vorhanden ist oder reicht das Feedback aus derin diesem Fall digitalen- Ferne?
Mit Ekpyrosis live zu spielen reizt mich kaum. Die Zeiten, in denen Rockmusik live ein wirkliches Erlebnis war sind längst vorbei. Das liegt an der Übersättigung der Menschen und daran, daß es immer mehr Amateure statt Profis gibt. In jedem Bereich. Viele Veranstalter sollten es einfach lassen, Konzerte zu veranstalten, viele Bands sollten besser nicht live spielen. Und bei uns würde das wirklich keinen Sinn machen.
Ich persönlich habe mir vor kurzem "Mensch aus Gold" zugelegt, das seinerzeit mit verdammt wenig Aufmerksamkeit bedacht wurde, dafür mit ein paar Jahren Abstand definitiv an Erhabenheit und Langlebigkeit zugelegt hat. Welches Fazit zieht Ihr heute unter "Mensch aus Gold"? Warum fungiert(e) dieses Endlosstück als idealer Ausgangspunkt für die weiteren Werke unter dem Banner von EKPYROSIS?
Dazu kann ich fast gar nichts sagen. Ich habe "Mensch aus Gold" seitdem es gemixt wurde nicht mehr gehört. In den letzten Jahren habe ich schon ab und zu mal mitbekommen, daß Leute dieses Album wirklich gut finden. Aber ich weiß nicht so richtig wovon diese Leute sprechen. Es freut mich natürlich so etwas zu hören, wie schon gesagt.
2013 sah gleich zwei Veröffentlichungen aus Eurem Hause: Eine Digital-EP mit zwei unter Verschluss gehaltenen Stücken sowie ein neues Album, "Weiße Nacht". Was bewog Euch zunächst dazu, die beiden EP-Stücke ans Tageslicht zu hieven? Wird es eventuell auch eine physische Pressung von "Firmament/Reise" geben?
Das stimmt nicht ganz. Das neue Album wurde von Paradigms Recordings, die EP wurde von Zeitgeister Music veröffentlicht. Als die EP dran war, war noch nicht klar, daß es ein neues Ekpyrosis Album geben wird, glaube ich. Zeitgeister kannten ein paar von unseren alten Songs und sie kamen mit dem Vorschlag, sie gratis als Download anzubieten. Das fand ich gut, denn für ein physisches Release sind mir die Dinger zu alt. Ich denke, diese beiden Songs sind was für Leute, die sich wirklich für Ekpyrosis interessieren und mal hören wollen, wie wir früher geklungen haben.
"Firmanent/Reise" fand über den Bandcamp-Account von Zeitgeister Music, "Weisse Nacht" hingegen über euer "Ursprungslabel" Paradigms Recordings ans Tageslicht. Wozu diese Streuung? Habt Ihr Euch etwa in der Heimat von JOY DIVISION und DAVE GAHAN, die ich als Einflüsse in EKPYROSIS orte, schon so etwas wie einen verschworenen Anhängerkreis erschlossen?
Es ehrt mich ausserordentlich, Ekpyrosis im Zusammenhang mit diesen wundervollen Musikernamen zu lesen. Ich höre zwar keine der beiden Bands regelmässig oder intensiv, schätze Sie aber sehr. Dass die zwei Veröffentlichungen über verschiedene Labels stattfanden, hatte rein praktische Gründe. Bei Zeitgeister wäre "Weisse Nacht" wahrscheinlich erst im Frühjahr erschienen, Paradigms wollte sie direkt pressen und verkaufen. Ich hatte keine Lust zu warten, deswegen haben die Engländer die Platte bekommen. Von Anhängerkreisen weiß ich nichts. Könnte sein, daß es sowas gibt, würde mich aber wundern.
Nun aber wirklich zu Album Nummer Drei, "Weisse Nacht". Nun sagt man dritten Alben im Metal-Paralleluniversum nach, dass sie wahlweise den vorausgegangenen Stil einer Band wahlweise endgültig festigen oder mit selbigem endgültig brechen und selbstgesetzte Grenzen sprengen. Wo würdet Ihr "Weisse Nacht" auf dieser Skala einordnen?
Na, wenn das so ist, haben wir uns wohl festgelegt.
Auf welche musikalische Reise geht "Weisse Nacht"? Warum war es wichtig, diese zu bestreiten und mit welchen Erkenntnissen seid Ihr aus den Schreibe- sowie Aufnahmeprozessen zu diesem Album gegangen?
Mir ist nach "Weisse Nacht" noch klarer geworden, daß ich noch lange nicht alles gesagt habe und erst sehr wenig gespielt habe. Das neue Album ist nur eine Momentaufnahme. Wir müssen weitermachen. Ich freue mich auf die Zeit, wenn wir wieder aufnehmen werden.
Das neue Album nimmt den eiskalten Gitarrensound sowie das äußerst kurzweilige Songwriting von "Mensch aus Gold" mit der gewissen Dosis Dreck, der "Ein ewiges Bild" mitunter stark geprägt hat und insbesondere beim dritten Teil von "Weisse Nacht" zum Vorschein kommt. Forsch nach vorne marschierende Epik wie im ersten und vierten Teil der neuen LP steuern der audiovisuellen Projekt-Leinwand ein neues Element bei. Seid Ihr Euch derlei Entwicklungen während den Arbeiten zu den jeweiligen Stücken bewusst oder werden solche Eindrücke vorüberwiegend von Außenstehenden wahrgenommen? Ist es überhaupt "wichtig", wonach diese oder jene Passage nun klingen mag - Hauptsache, es fühlt sich "richtig" an?
Das, wovon Du sprichst, fällt nur Aussenstehenden auf, glaube ich. Daran ist nichts geplant. Und genau, es kommt darauf an, dass es für uns stimmt. Entwicklung ist mir nicht bewusst. "Weisse Nacht" ist auf selbstverständliche Art entstanden. Ich habe das Gefühl, daß es ein sehr primitives Album ist. Aber dieses Gefühl habe ich bei jedem Album. Das liegt wohl an der Musik an sich.
Wie auf Euren Vorgängern lesen sich die Texte zu "Weisse Nacht" von Zeile zu Zeile wie Momentaufnahmen, die für den Außenstehenden nicht unbedingt Sinn ergeben müssen, im Allgemeinen aber auch nicht unbedingt darauf ausgelegt sind, einen möglichst breiten interpretativen Bogen zu spannen. Steht hinter den sechs Songs so etwas wie ein textliches "Konzept"? Inwieweit sind Lyrics in der Welt von EKPYROSIS unverzichtbar? Wäre im Umkehrschluss eine rein instrumentale Platte sogar ein Unding?
Nein, die Texte müssen nicht verstanden werden. Können Sie aber. Sobald man sie irgendwie annimmt und gut findet, hat man sie wahrscheinlich auch verstanden. Interpretiert werden muss da nichts, da hast Du ganz recht. Das Konzept dahinter ist höchstens, daß alle Texte von mir geschrieben wurden. Mit dem Anspruch ehrlich und direkt zu sein. Egal, was für Musik ich machte, die Texte wären so, wie sie jetzt auch sind. Das sind keine "Blackmetal"-Texte oder sowas – das weißt Du ja selbst.
EKPYROSIS präsentieren sich auf "Weisse Nacht" so widerborstig wie eh und je, ohne jedoch Anhängern der letzten beiden Alben allzu sehr vor den Kopf zu stoßen. Inwieweit ist hier Kontinuität - in welchem Zusammenhang auch immer - wichtig? Ist es Euch schon einmal passiert, dass Ihr Ideen verwerfen musstet, weil sie sich nicht in den Kosmos von EKPYROSIS einfügen ließen? Käme eventuell sogar ein Nebenprojekt für derlei "Irrläufer" in Frage?
Das ist ganz einfach: Was wir machen und gut finden, finden die echten Ekpyrosis-Fans auch gut, weil wir und sie einen ganz ähnlichen Geschmack haben. Jemand, der bei irgendeinem Riff oder Textstück Fremdscham empfindet, der gehört eben nicht dazu. Spieß umgedreht. Verworfen haben wir nur Ideen, die wir selbst nicht gut fanden. Das ist ausschlaggebend.
Stück Nummer Vier sticht aufgrund des rasend-melancholischen Hauptthemas in einer Art und Weise hervor, die mich dazu nötigt, es als einen der absoluten Höhepunkte der diesjährigen Black-Metal-Saat zu küren. Welche Rolle nimmt Nummer Vier im Album-Kontext ein? Wie ist Euch dieses geniale Thema in den Schoß gefallen und wie lange hat es gedauert, es zu einem vollständigen Song mitsamt den Lyrics auszubauen?
Vielen Dank für Deine Worte. Wenn dieses Stück nur halb so gut ist, wie Du sagst, bin ich sehr zufrieden. Der Song von dem Du sprichst, war nicht schwierig zu schreiben und das Riff ist mir in den Schoß gefallen. Ich muss hier aber mal sagen, daß wir keine komplizierte oder anspruchsvolle Musik machen. Es gibt weitaus raffinierteres und gekonnteres. Wir machen nur Krach mit der Andeutung von etwas Großem, das der Mensch einmal geschaffen hat. Mich nervt es, wenn Musik wie wir sie machen zu etwas erhoben wird, was sie nicht ist und auch nicht sein soll. Und wenn sich Musiker aus diesem Bereich zu weit aus dem Fenster lehnen.
Bereits auf "Ein ewiges Bild" hielt ein Himmel-Schnappschuss als Frontcover her, wobei nun sogar ein Stück Fauna zu sehen ist. Welche Bedeutung messt Ihr diesem "Zusammenschluss" bei, inwieweit bringt es den Grundhcarakter des Album auf den Punkt? Aufgrund welcher Kriterien habt Ihr Euch für dieses Motiv entschieden?
Alles Fotos die im Layout von "Weisse Nacht" zu sehen sind, sind nur für diesen Zweck geschossen worden. Es wurden nur diejenigen ausgewählt, die möglichst genau die richtige Stimmung ausstrahlen. Was dort abgebildet ist, ist für mich von immenser Wichtigkeit für die Aussagekraft des Albums. Ich kann mir im Moment kein besseres Covermotiv als das von "Weisse Nacht" für Ekpyrosis vorstellen.
Wo kann man bezüglich Kaufes vorstellig werden, wenn einem der Vorab-Track auf der Label-Seite zusagt?
Unter www.zeitgeistermusic.com oder www.paradigms-recordings.com. Ich warne Euch aber: Nicht die ganze Platte hört sich so an wie dieser Vorab-Track. Verkrampfte Hörer lassen besser die Finger davon. Gebt Euer Geld lieber für Cola und Chips aus.
Gelesen: 1227x (seit 14.12.2013)