Fragen: Amikkus | Antworten: Wintergrimm | Übersetzung: - | Datum: 10.08.2013
Sei gegrüßt Wintergrimm! Selten zuvor habe ich mich auf das Eintreffen von Platten so sehr gefreut wie im Falle Eurer beiden letzten Alben. Nicht nur der eigentliche Inhalt selbst, sondern auch das ästhetische Gesamtpaket machen es - zumindest mir - sehr einfach, den kritiklosen Fanboy heraushängen zu lassen. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass DRENGSKAPUR die spitzesten Pfeile im gesamtdeutschen "Szene"-Köcher herausholen und damit ihr Publikum gezielt vor die Bühnen dieser Welt schleifen. Doch wie nimmst Du die Interaktion zwischen der stetig anwachsenden Anzahl an Anhängern und der Band - gerade im Zeitalter der weltweiten Vernetzung - wahr? Sind Euch im Laufe Eurer Tourneen schon Leute begegnet, die Euer Band-Logo auf ihre Haut gebrannt oder ihre Hingabe auf ähnliche Art und Weise zur Schau gestellt haben? Und wie "wichtig" ist Dir überhaupt das Feedback Außenstehender für den Werdegang der Band?
Ich grüße Dich! Vielen Dank für die Lorbeeren. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass es natürlich durchaus noch andere deutsche Gruppen gibt, die uns mit Leichtigkeit in die Tasche stecken… Eventuell sind es Gruppen etwas anderer Stile, aber dennoch ist die Formulierung etwas übertrieben. Wir haben uns für das aktuelle Album etwas Zeit gelassen (später aber dazu mehr) und nicht nur Deine Resonanz ist durchaus positiv, sodass das Album auch für andere eine runde Sache darzustellen scheint. Eine Einschätzung der Veränderung der Interaktion ist schwierig. Diese Interaktion beschränkt sich auf die Anzahl von Bestellungen sowie die Anzahl der Besucher von Konzerten bzw. deren Rückmeldung nach dem Konzert. Aus meiner Sicht hat sich nicht so viel geändert. Hin und wieder kommen Nachrichten mit Resonanzen, die ich deutliche mehr schätze als das von Dir erwähnte, gebrannte Logo…Es kommen etwas mehr Bestellungen, aber im Prinzip hat sich da nicht viel geändert… aus Deutschland zumindest gibt es da wenig zu berichten … In Spanien, Portugal und Brasilien sieht es da schon anders aus… Dort ist es üblich und verbreitet, Fotos mit den Bandmitgliedern zu schießen und die Tonträger zu signieren. Das ist ganz anders als in Deutschland. Hier sieht man hin und wieder ein Hemd oder Aufnäher von uns beim Konzert, aber alles andere würde auch nicht zu uns passen. Die Tourneen stellen da eine Ausnahme dar, da es schlichtweg die Art der dortigen Anhänger ist, ihre Begeisterung zu zeigen. Eine direkte Rückmeldung von Hörern ist zwar interessant, aber unbedeutsam für das Schaffen von Texten und Tonkunst. Das liegt daran, dass die Intention hinter Drengskapur nicht die „Befriedigung“ der Hörer ist, sondern die Verwirklichung der eigenen Gedanken und Ideen. Und nur diese beeinflussen den Inhalt Drengskapurs, externe Faktoren besitzen kaum einen Anteil.
Andererseits gebt Ihr nicht gerade vielen Käufern die Chance, ein physisches Exemplar Eures - in Eigenregie hergestellten - Schaffens zu Hause aufzulegen: Die Erstauflage Eurer letzten beiden Alben zumindest umfasst 500 Einheiten für die jeweilige CD- und Vinyl-Fassung. Als wie streng ist diese Limitierung aufzufassen? Inwiefern wollen DRENGSKAPUR den Balance-Akt zwischen Exklusivität und Nachfrage meistern?
Exklusivität mag auf die ersten beiden Veröffentlichungen zutreffen, da diese auf 40 bzw 70 Exemplare limitiert waren. Aber das zweite Album „Von Nebel umschlungen“ war dann mit 500 CDs und 300 MCs deutlich einfacher zu erhalten. Ähnlich ist auch das neue Album „Der Urgewalten Werk“ mit 500 CDs und 500 LPs limitiert. Ein Grund der geringen Limitierung in den Anfangstagen war, dass wir nicht zu viele Tonträger produzieren wollten, die dann keinen Abnehmer finden. Das zweite Album ist zwar noch erhältlich, aber ich war der Meinung, dass beim dritten Album eine Auflage von 2 x 500 Exemplaren angebracht ist. Generell sind wir aber stets für eine Limitierung, da jedes Album nur in begrenzter Stückzahl erhältlich sein soll. Wer eben erst zu spät darauf aufmerksam wird oder zu lange mit dem Kauf wartet, hat gepennt und Pech gehabt. Wichtig ist uns das Gleichgewicht zwischen Exklusivität und Nachfrage. Ich persönlich habe kein Interesse daran, dass unsere Alben möglichst lange irgendwo erhältlich sind.
Wie bereits erwähnt kam jede Eurer bisherigen veröffentlichungen über die Band selbst heraus. Ging diese Vorgehensweise aus dem Wunsch der totalen Kontrolle über das eigene Schaffen oder in erster Linie aus schlechten Erfahrungen im Rahmen Eurer anderen Projekte hervor? Würdest Du auch in Zukunft ausschließen, dass sich DRENGSKAPUR je an eine dritte Partei wenden oder schweben Dir bereits Kandidaten für eine künftige Zusammenarbeit vor? Wie sehr würde es Dich denn überhaupt reduzieren, mit unlimitiertem Budget an die nächste Scheibe heranzugehen?
Das Ziel aller Veröffentlichungen war es, die Selbstbestimmtheit zu behalten und sich nicht einer Plattenfirma auszuliefern. Wir wollen nicht, dass jemand Geld mit unserem Schaffen verdient. Das ist nicht Ziel von Drengskapur. Diese Hingabe zur Musik ist kein Geschäft für uns! Sicher sollten so ungefähr die Kosten für die Produktion wieder reinkommen, aber selbst wenn das nicht klappt, würde ich die Veröffentlichungen stets wieder selbst finanzieren. Schlechte Erfahrungen hatten wir in einer Zusammenarbeit mit einem Label noch nicht, aber wir haben bisher auch nur mit Nigra Mors aus Spanien zusammen gearbeitet. Dieses Label ist sehr zuverlässig und er finanziert sein Leben nicht mit dem Verkauf von Tonträgern, was schon mal eine gute Voraussetzung für eine Zusammenarbeit war. Das Interesse von Labels war uns gegenüber entweder nur mäßig oder sie hatten zeitlich andere Vorstellungen als wir. Da kamen dann lediglich Aussagen, dass sie die nächsten Monate kein Budget hätten und man nach einigen Monaten noch mal darüber reden könne. Wenn eine Platte jedoch fertig gestellt ist, möchte ich nicht 6 Monate warten, um dann vielleicht 1 Jahr nach klanglicher Fertigstellung, das Album endlich zu veröffentlichen. Dann doch lieber in Eigenregie und zeitnah…Auszuschließen ist natürlich nicht, dass es in der Zukunft ein passendes Angebot gibt. Meine Inspiration und Schaffenskraft hängt nicht vom Budget ab. Es würde mich eher demotivieren zu wissen, dass ich am Ende weniger Einfluss auf das Endprodukt habe als bei einem selbst veröffentlichten Tonträger. Die Umsetzung ist dann stets abhängig von anderen Personen - egal ob es nun klangliche oder gestalterische Aspekte betrifft. Eine Modifikation des ursprünglichen Schaffens ist durch das Mitwirken einer weiteren Person vorprogrammiert. Einige Arbeiten kann ich selbst nicht durchführen und muss sie an Personen abgeben wie z.B. das Mastering nach dem Mixen des Albums. Beim ersten Album haben wir auch den Mix abgegeben und waren im nachhinein nicht so zufreiden mit dem Endergebnis. Aber mittlerweile habe ich mich dem auch angenommen und so erhalte ich heute einen Klang, der zu Drengskapur passt und den ich mir dafür vorstelle. Es sind stets Herausforderungen, die es eben zu meistern gilt, was sehr spannend und wichtig für die persönliche Entwicklung ist.
Nach diesem Ausflug in irdische Belange wenden wir uns nun der Band selbst zu: Wie nahm das ideologische und musikalische Fundament, auf dem DRENGSKAPUR ihre Epen bauen, ihren Anfang und inwieweit bringt der Band-Name Euer Bestreben auf den Punkt?
In den Anfangstagen 2002 habe ich mich noch viel mit germanischer und nordischer Mythologie beschäftigt. Diesem Interesse ist auch der Name „Drengskapur“ geschuldet. Der Begriff „Drengskapur“ kommt aus dem Isländischen und beschreibt einen Kodex, der die neun edlen Tugenden beinhaltet. Das Konzept von „Drengskapur“ hat mich damals (und bis heute) beeindruckt und darüber hinaus speziell der Aspekt der „Wahrhaftigkeit“. Textlich hat sich Drengskapur jedoch weg von der Mythologie beweckt. In den letzten beiden Veröffentlichungen handelten die Texte von den Gewalten der Natur. Die musikalische und textliche Verbundenheit zeigt sich in der puren, sehr ursprünglichen und unverfälschten Art der Musik, die keine großen Schnörkel besitzt. Bewusste Musik - bewusstes Verhalten. Aufgrund der komplexer gewordenen Musik und der Länge der Spielzeit der Titel ist es notwendig sich auf die Musik einzulassen und sich Zeit zum Anhörne zu nehmen.
Warum ist Musik das für Dich geeignetste Mittel, um das Konzept hinter DRENGSKAPUR zu verwirklichen? Welche Emotionen weckt in Dir das Schreiben neuer Stücke beziehungsweise das Auftreten vor Publikum, die andere Künste nicht heraufbeschwören können? Käme für Dich sogar eine Verfilmung eines Songs oder gar Albums in Frage?
Musik weckt in mir Emotionen, ungeahnte Kräfte und Potentiale. Umgekehrt ist es aber auch so, dass ich meine Gedanken und Gefühle mit Musik als Instrument gut zum Ausdruck bringen kann. Es ist beeindruckend, welche Emotionen in Musik verpackt werden können und welche Emotionen Musik bewirken kann. Leider wird dieses Instrument auch mitunter missbraucht... Musik ist für mich das ausdrucksstärkste Mittel für die Vermittlung von lyrischen Inhalten. Sie transportiert den Text in geeigneter Form und Intensität. Das Schreiben neuer Stücke ist Teil der Verarbeitung von Eindrücken, Emotionen und Ideen. Am Ende eines Titels stellt sich eine gewisse Zufriedenheit ein, ein weiteres Kapitel geschaffen zu haben. Bei Auftritten steht das Erzeugen einer Atmosphäre im Vordergrund, in der die textlichen und musikalischen Belange passend wieder gegeben werden können und die Hörerschaft dazu bewegt, sich mit der Materie auseinander zu setzen. Eine Verfilmung von Musik ist nicht im Sinne Drengskapurs. Da gibt es andere Gruppen, denen das besser zu Gesicht stehen würde.
Wie verfahren DRENGSKAPUR eigentlich beim Tüfteln an neuen Ideen? Wird von Anfang an gemeinsame Sache gemacht oder bekommt Dein Schlagzeuger die einzelnen Beiträge erst zu hören, wenn sie vollständig ausgearbeitet worden sind? Wie gewinnst Du genug Abstand, um schlechte Ideen als solche zu erkennen? Und inwieweit bist Du für Vorschläge Deines Gegenspielers offen?
Meist erarbeite ich die Melodien im Groben. Im Anschluss erweitern wir diese gemeinsam um das Schlagzeug und Details wie Betonung, Pausen und Übergänge zwischen Melodien. Im Weiteren komponiere ich dann die Melodien im Detail, wenn dies noch nicht erfolgt ist. Das Erarbeiten eines neuen Titels dauert üblicherweise mehrere Wochen, sodass wir entsprechend Abstand zu den Kompositionen während des Prozesses haben. Darüber hinaus liegt zwischen der Fertigstellung eines Titels und der endgültigen Aufnahme genügend Zeit, um eventuelle Änderungen vorzunehmen falls uns etwas nicht mehr stimmig erscheinen sollte.
Nach welchen Kriterien trennst Du die kreative Spreu vom Weizen? Welche Wesenselemente muss jedes Lied, das unter dem Banner von DRENGSKAPUR veröffentlicht wird, unbedingt mitbringen? Hat sich diese Vorgehensweise insbesondere zwischen "Von Nebeln umschlungen" und dem neuen Album geändert? Wenn Du willst, kannst Du konkrete Beispiele für den stilistischen Fortschritt DRENGSKAPURs einbringen!
Jeder Titel ist eigenständig, es gibt keine Kriterien für Titelkompositionen. Lediglich der Titel muss in sich stimmig sein und natürlich mit den anderen Titeln eine Einheit bilden. Es gibt auch kein Schema, nach dem Titel entstehen. Neben der Komposition ist aber auch die Improvisation wichtig für die Entstehung von neuen Titeln. Nein, die Vorgehensweise hat sich über die Jahre nicht geändert. Musikalisch sind die Titel im Laufe der Jahre etwas komplexer und abwechslungsreicher geworden. Stilistisch ist das neue Album etwas düsterer und grimmiger geworden als der Vorgänger.
Gehörst Du zu den Musikern, die sich Ihre eigene Musik zu Hause anhören? Wenn ja, welches Stück auf dem neuen Epos fasst derzeit die Essenz von DRENGSKAPUR am besten zusammen und/oder macht live einen ungeheuren Spaß?
Gelegentlich höre ich mir die alten aber auch die aktuellen Titel an. Mit den Gedanken und der Komposition sind wir jedoch dann meist schon bei neuen Titeln. Die auf der Bühne dargebotenen Titel überzeugen uns natürlich alle, sonst würden wir sie nicht spielen. Wir spielen das, was uns selbst überzeugt, und nichts, um Erwartungen zu erfüllen. Der bisher unveröffentlichte Titel „Trüg’risches Nass“ würde ich aber zu meinem Favoriten erklären.
Nach meinem Dafürhalten greift "Der Urgewalten Werk" diesselbe Rezeptur, wenn auch mit in jedem Punkt größeren Mengenangaben auf: Die Gitarren stürmen noch eine Spur roher, das Schlagzeug packt ein klein wenig fester und ungehobelter zu. Rein materiell jedoch haben sich DRENGSKAPUR nicht über irgendwie geartete Experimentierschwellen getraut - sei es in Form "stilfremder" Arrangement-Aufbauten oder Einbringen neuer Instrumente. Weiterentwicklung im Detail, nicht am Grundriss. Inwiefern stimmst Du dieser Einschätzung zu und hast es Deiner Meinung nach vermieden, ein schnödes "Von Nebel umschlungen" Teil 2 an die Menschheit loszulassen?
Ja, das hast Du richtig erkannt. Es erfolgte eine Weiterentwicklung aber keine Veränderung der stilistischen Ausrichtung. Im Vergleich zu „Von Nebel umschlungen“ sind die Titel etwas ausgetüftelter, detaillierter und abwechslungsreicher. Insgesamt ist das Album etwas komplexer. Klanglich finde ich den Klang differenzierter. Experimente haben wir nicht eingebaut, das ist richtig. Drengskapur soll ursprünglich bleiben. Experimente würde ich wenn überhaupt derzeit mit anderen Projekten verwirklichen. Ein zweiter Teil des Albums „Von Nebel umschlungen“ ist es aber keinesfalls. Das wird klar, wenn man sich das Album genau anhört. Aber jetzt wo Du es erwähnst. Selbst ein zweiter Teil hätte seine Reize gehabt …
Manch einer mag sich sogar die Ohren reiben und wundern, was nun genau vier Jahre in Anspruch genommen hat, "Der Urgewalten Werk" einzuspielen, schließlich klingt die Scheibe - oberflächlich betrachtet- genauso wie der Vorgänger. Wie schmetterst Du solche Vorwürfe ab, sofern sie je vorher an Dich herangetragen wurden? Vor allem: Kannst Du Dir bereits jetzt schon ungefähr den weiteren Werdegang von DRENGSKAPUR vorstellen? Gibt es bestimmte Ideen oder Konzepte, die Du in naher Zukunft umsetzen willst?
Den ersten Teil der Frage habe ich ja gerade beantwortet. Ein Grund für den etwas längeren Zeitraum bis zur Veröffentlichung des neuen Albums war ein Besetzungswechsel. Hiverfroid (mit dem ich zusammen seit Oktober 2011 bei Rimruna aktiv bin, das 1. Album kommt zum Jahreswechsel) ersetzte im Oktober 2012 Angria der Grausame, nach dem wir mit Drengskapur über ein Jahr pausiert hatten. Unter diesem Aspekt erscheint vermutlich der Zeitraum nicht mehr ganz so lang. Hiverfroid hat dabei keine Mühen gescheut, das neue Material zu verinnerlichen und einen Titel mit zu komponieren. Die ersten Aufnahmen erfolgten im Januar 2013 und nach recht „schnellen“ vier Monaten war das Album fertig für die Veröffentlichung.Wir werden demnächst mit „Nemesis Sopor“ aus Dresden eine Split-CD veröffentlichen. Beide Gruppen sind mit teils alten, unveröffentlichten aber auch mit neuen Titeln vertreten. Außerdem ist immer noch die Split-LP geplant, die eigentlich schon draußen sein sollte. Das Material ist jedenfalls schon seit 2011 fertig. Und ein Angebot über eine Split-EP mit einer spanischen Band in 2014 liegt auch vor.
Gerade der sehr genau herausgearbeitete Sound hebt DRENGSKAPUR vom Gros der Black-Metal-Masse hervor. Wie hast Du es denn bislang vermieden, Deine musikalischen Einflüsse allzu deutlich zur Schau zu stellen?
Die klangliche Bearbeitung inklusive Aufnahme wurde bei den beiden letzten Alben von mir selbst durchgeführt. Die Endbearbeitung (Mastering) wurde schließlich von einem Fachmann erledigt, der dann aber nur noch wenig Einfluss auf den Klang einzelner Instrumente und den charakteristischen Klang hat. Ich denke, dass der Grund dafür, dass wir nicht wie ein andere bestimmte Gruppe klingen, liegt darin, dass ich die klangliche Bearbeitung selbst erledige und deshalb weiß welcher endgültiger Klang zu Drengskapur gehört und somit auch ein charakteristischer Klang entsteht und keine Kopie. Außerdem geht es Drengskapur auch darum eigenständig und besonders zu sein, was natürlich auch den Klang betrifft.
Was gab Euch den Anstoß, MANIAC BUTCHERs "Barbarians" in das Klanggewand DRENGSKAPURs zu packen?
Auch bei „Von Nebel umschlungen“ haben wir bei der MC-Version eine Interpretation beigefügt („From hateful visions“ von Judas Iscariot). Die Überlegung war in beiden Fällen, eine Gruppe zu wählen, die einen maßgeblichen Einfluss auf unsere persönliche musikalische Entwicklung gehabt hat. In meiner Anfangszeit des Black Metals bin ich auch auf Maniac Butcher aufmerksam geworden. Diese haben mich dann die Jahre über „begleitet“. Maniac Butcher haben eine starke Bindung zum traditionellen Black Metal und sind ihren Weg ohne Kompromisse unbeirrbar weiter gegangen. Das hat mir stets imponiert. Sicher ist das eine oder andere Motiv mit einem zwinkernden Auge zu betrachten, aber dennoch meinten Sie es ernst. Diese Interpretation von „Barbarians“ ist deshalb schon als Huldigung zu verstehen.
Rein von der Aufmachung her knüpft "Der Urgewalten Werk" nahtlos an die früheren Veröffentlichungen an, wobei sich insbesondere die beiden letzten Alben recht ähnlich "sehen". Wie verläuft der Auswahlprozess bei der Artwork-Gestaltung, inwieweit muss das jeweilige Frontbild die Essenz der jeweiligen Platten zusammenfassen? Entwirft Ihr die Fotos selbst oder greift Ihr da auf Portfolios anderer Künstler zurück?
Ähnlichkeiten zum 2. Album bestehen, das stimmt. Alle Bilder und Gestaltungen der drei Alben wurden von mir aufgenommen bzw. erstellt, d.h. stets wurde dort eigenes Bildmaterial verwendet. Um ein in sich ein stimmiges Werk zu erarbeiten, ist es unabdingbar, dass Gestaltung, Lyrik und Musik zusammenpassen. Am Ende der Kompositionenen überlege ich, welche Gestaltung den Inhalten des Albums am besten Ausdruck verleiht. Aus diesem Grunde sind Titel/Texte und die Musik natürlich relevant für die Auswahl der Bilder. Im jeweiligen Titelbild versuche ich die Atmosphäre des Albums abzubilden, damit sich ein stimmiges Bild ergibt. Bei genauerer Betrachtung des neuen Werkes wird man erkennen, dass die Titel mit ihren Inhalten bildlich in der Gestaltung wieder zu finden sind.
Würdest Du im Zusammenhang mit DRENGSKAPUR von "Naturromantik" sprechen wollen? Welchen Stellenwert nimmt diese Komponente in Deinem schöpferischen Leben ein?
Ja, natürlich besitzt Drengskapur naturromantische Aspekte. Darüber hinaus widmet sich Drengskapur aber nicht nur der unverfälschten Schönheit, sondern auch der unverfälschten widerlichen Fratze - die für den Menschen als hässlich und unschön erscheinenden Ausbrüche der Naturgewalten. Natur ist ein wesentlicher Bestandteil der Texte. Beim Verfassen der Texte benötige ich diese Atmosphäre, um sie lyrisch in Texte umsetzen zu können. Außerdem verleihen mir diese Eindrücke die Kraft, die ich zum Umsetzen in Form von Musik und Lyrik benötige.
Noch ein kurzer Schwenk hin zu Euren Tour-Aktivitäten, bevor die Klappe fällt: Demnächst steht eine ausgedehnte Tour durch Brasilien an. Warum fiel die Wahl auf das Land des Sambas sowie Caipirinhas und nicht, wie man es in Anbetracht Eurer Klänge erwarten würde, nach Trondheim, Umeå etc.?
Während ich diese Zeilen verfasse, sind wir gerade auf unserer Brasilien-Tour. Im Jahr 2009 waren wir bereits mit Hilfe von Nigra Mors Prod. aus Galizien/Spanien in Spanien und Portugal unterwegs (Saludos Nocturno!). Er veröffentlichte auch das 2. Album als MC. Über einen Freund entstand dann die Idee, es mal mit Brasilien zu probieren, da seine damalige brasilianische Freundin bereits drei Tourneen in Brasilien bzw. Bolivien organisiert hatte. Der Umstand der Veröffentlichung bei Nigra Mors und die enge Verbindung von Spanien/Portugal und Südamerika führten dazu, dass unser Name in Brasilien zumindest schon mal irgendwo Erwähnung fand und es dann nicht mehr zu schwer war Veranstalter zu finden, die ein Konzert organisieren. Allerdings finde ich, dass wir nicht gerade nach norwegischem Black Metal klingen, sondern eher typisch deutsch mit etwas ost-europäischen Einschlag… also dann doch eher eine Tour gen Osten als Norden.
Besten Dank für Deine Zeit. Gib uns zum Abschluss vielleicht noch einen Einblick in Deine derzeitige Playlist.
Beim Beantworten Deiner Fragen habe ich natürlich einiges an Musik gehört. Hier die Alben, die mir in Erinnerung geblieben sind: Wolfhetan - Was der Tag nicht ahnt
De Arma - Lost, Alien & Forlorn
Myling - Sotpuke
Necrowretch - Putrefactive Infestation
Lux Divina - Possessed by Telluric Feelings
Ich bedanke mich ebenfalls bei Dir für das Gespräch und die Unterstützung!
Gelesen: 1585x (seit 10.08.2013)