|
WESENWILLE
II: A Material God
Release: 12. März 2021
Label: Les Acteurs De L’Ombre
Stil: Black Metal
Spieldauer: 50 Minuten, 39 Sekunden
Punkte: 8 von 10
Homepage: www.facebook.com/Wesenwille
In der Datenbank seit: 07.04.2021 / 10:33:08
Gelesen: 198x (seit Datenbankeintrag)
|
Einen sehr philosophischen Anspruch pflegen Wesenwille aus den Niederlanden. So wurde der namensgebende Begriff vom deutschen Soziologen und Nationalökonomen Ferdinand Tönnies in seinem Hauptwerk Gemeinschaft und Gesellschaft geprägt und drückt sich durch ein Streben nach Instinkt, Gefühl und Tradition aus und ist gleichzeitig für das Entstehen einer Gemeinschaft verantwortlich. Dem Wesenwille gegenüber steht der Kürwille, welcher die Mittel den Zwecken unterordnet, rein analytisch agiert und in weiterer Folge den Übergang zum Kapitalismus markiert. Und hier setzt auch das thematische Konzept des Duos an, in dem man sich mit der Entwicklung der Technologie und Veränderung des Zusammenlebens und der Werte beschäftigt. Diese Kritik an der Moderne ist ja besonders in subkulturellen Musikgenres nichts Neues, aber statt sich im Sinne eines Eskapismus alten, vermeintlich besseren Zeiten zuzuwenden, gehen die Herren Schmidt und Schermann einen anderen Weg und setzen sich direkt mit dem Ziel ihrer Kritik auseinander.
Musikalisch geschieht dies wie sich beim Opener „The Descent“ zeigt, mit teils dissonantem, an Deathspell Omega erinnernden, anderenorts aber auch wieder sehr melodisch angehauchtem, atmosphärischem Black Metal. Das Album zeichnet ein musikalisches Bild einer trostlosen Industriestadt. Die einzelnen Songs mit ihrer Vertracktheit symbolisieren dabei die verschiedenen Wege durch die verwinkelten Gassen und Viertel der Stadt. Musikalisch divers, mal beim Black Death Metal wie man ihn von Behemoth kennt anstreifend, dann wieder atmosphärisch, plötzlich taucht die eine oder andere verträumte Post Metal-Melodie auf… Zugegeben, beim ersten Anhören wirkt „II: A Material God” sperrig, fordert den Hörer. Doch wenn man sich die Zeit nimmt und sich mit der Scheibe beschäftigt, wird man belohnt indem man bei jedem weiteren Hördurchlauf neue Nuancen und Facetten entdecken kann. Je öfter das Album seine Runden in der Anlage dreht, desto zugänglicher wird es auch.
FAZIT:
Obwohl musikalisch im Black Metal verwurzelt, verbreitet „II: A Material God“ eine kalte Großstadtatmosphäre, wie man sie ansonsten eher von Releases aus dem Industrial-Bereich gewohnt ist. Musikalisch zwischen Dissonanz und Melodie pendelnd, handelt es sich dabei nicht um Easy Listening Black Metal, der beim ersten Durchlauf schon voll zündet, sondern um eine Scheibe, die bei jedem Mal Anhören mehr Details offenbart und mit jedem Hördurchgang wächst.
TRACKLISTE:
1 - The Descent
2 - Opulent Black Smog
3 - Burial Ad Sanctos
4 - Inertia
5 - Ritual
6 - A Material God
7 - Ruin
8 - The Introversion Of Sacrifice
|
LINE-UP:
R. Schmidt - Composition, Lyrics, Guitars, Bass, Vocals
D. A. Schermann - Drums
|
MICHAEL D.
|