The Great Cold - The Great Cold    THE GREAT COLD
    The Great Cold

    Release:  21.02.2016
    Label:  Eigenproduktion
    Stil:  Post Black Metal
    Spieldauer:  54:22
    Punkte:  10 von 10
    Homepage:  thegreatcold.bandcamp.com

    In der Datenbank seit:  14.07.2016 / 11:22:06
    Gelesen:  942x  (seit Datenbankeintrag)

Eos: Die Morgenröte. Gar nicht sanft und elegisch, sondern mit einem feierlichen Blastbeat, untermalt vom stimmungsvollen Gesang einer dem Post-Rock entlehnten Gitarrenharmonie eröffnet der erste Track. Danach wechseln The Great Cold gut getimed rasende Rhythmen mit entschleunigten, kontemplativen Passagen. Auf den intensiven Beatschauer der ersten halben Minute folgen bedachte Slo-Mo-Drums und ein Klang, der bewusst und wohl choreographiert zu einem eindringlichen Klangteppich anschwillt. Nun sind wir – die Bandcamp-Tags versprechen nicht zu viel – bei „Atmospheric Post Metal“ angelangt und spüren auch schon die leidenschaftliche Röte des anbrechenden Morgens. Die Band fackelt auf ihrem Debütalbum nicht lange, sondern offenbart sogleich, was sie kann und was sie vorhat.

Auf „Eos“ folgt „Boreas“, der winterliche Nordwind. Das Motiv ist unheimlicher und weniger episch als das des Openers, und so gelingt es der Band, ihr mythologisches Narrativ in die Musik zu übersetzen – ein Anspruch, dem leider nicht alle Konzeptalben gerecht werden. Der Sound bleibt unverändert energisch und gewinnt noch an akustischer Weite. Hörer und Hörerin dürfen sich jetzt wirklich darauf verlassen, dass da etwas Großes vor sich geht.

Sehr gut funktioniert die verzerrte Gitarre, die mit einer nahezu fröhlich anmutenden Lead-Melodie im (Liebes-)Kampf liegt – ein weiteres Zitat auf die dualistische Passion? Kurz scheint „The Great Cold“ nun ganz und gar im Post-Rock beheimatet, ehe der Sound wieder druckvoll anwächst. Auch wenn jeder Track durch seinen immanenten Spannungsbogen glänzt, sei noch das längste Stück der Scheibe, „Orphne“, erwähnt. Hier treiben uns The Great Cold einer düsteren Nymphe in die Arme, nehmen Tempo auf und verzichten kurz gänzlich auf nahbare Harmonien – etwas mehr „Black“ zum „Metal“, falls man darauf gewartet hat. Schade ist nur das gar so abrupte Ende nach dem finalen Track. Andererseits liegt die Vermutung nahe, dass die Band vom Outro, das so gefährlich schnell ins Klischeehafte gleitet, bewusst Abstand genommen hat.

Wer sich im Post- und Atmospheric Black Metal zuhause fühlt und dabei auch gut auf Vocals verzichten kann, möge sich dieses feine Album nicht entgehen lassen. Dem Marburger Quartett gelingt es, ein durchkomponiertes und stimmungsvolles Werk von konstanter Qualität abzuliefern. Musikalische Plattitüden, die man „so, nur anders“ schon zigfach gehört hat, bleiben aus. Da wir es mit einem Konzeptalbum zu tun haben, sei auch die herrliche Cover Art von Sven Nieder erwähnt: Beinahe zu ätherisch, um noch natürlich zu sein, aber nicht pathetisch wirkt die monochrome Aufnahme einer stürmischen See und einer gleißenden Sonne. Mythisch und unfassbar bleibt die Natur.


FAZIT:

Sehr atmosphärisches Konzeptalbum, vorrangig beheimatet im Post Metal, das durch so melodische wie frenetische Kompositionen überzeugt und über 8 stimmige Tracks nichts an Qualität einbüßt. Für Genre-Fans ein unbedingter Anspieltipp – und hoffentlich ein Präludium für mehr von „The Great Cold“. Ich traue mich und vergebe Höchstpunktezahl.


TRACKLISTE:

01 - Eos
02 - Boreas
03 - Oread
04 - Chione
05 - Aurai
06 - Orphne
07 - Asteriai
08 - Nephelai


LINE-UP:

Lukas Gräfen - lead guitar
Sebastian Freitag - rhythm guitar
Axel Lißewski - bass
Philipp Becker - drums


KONTAKT:

thegreatcoldofficial[at]gmail.com


DEMO-KOSTEN:

Digital Album - name your price
Physisches Exemplar - auf Anfrage



JO.KO

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