Bis auf die beiden Enden der Platte, in denen Bach und Beethoven anhand von Werks-Auszügen gehuldigt wird, regiert hier die Elegie. Klirrend kalte, gewohnt hoch singende Sechssaitige malen Klanglandschaften von absolut lebensfeindlicher, im höchsten Maße melancholischer Stimmung. Da eingängige Schemata schon immer die Stärke dieses Unternehmens war, wird auch diesmal nicht der verfrickelten Vielschichtigkeit gefrönt. Mehr als zwei Hauptthemen kommen sowieso nie zum Einsatz, selbst eine zehnminütige Hymne wie "Unlebensbürde" beschränkt sich auf eine flotte Anfangs- sowie eine vernichtend runterziehende Schlepppassage, wobei erstere satte sechseinhalb Minuten einnimmt. Auf der anderen Seite stehen Lieder wie "Die Beseelung Allwerks", die mit einem Riff und einem einzigen Rhythmus knappe sechs Minuten schaffen. Faszinierend hierbei: Beide Kaliber sind von überragender Qualität. Egal ob im kriechend kathartischen Tempo gen "Winterhimmel" oder eisig klimatisierten ICE dem "Schrecknis" entgegen, jedes Mal zieht die Gänsehaut sprießende Atmosphäre in ihren stockdunklen Bann. Wenn Alleinakrobat Algar dann noch seine hochdeutsche Lyrik leise dahingrollt, weiß man spätestens zu diesem Zeitpunkt, in welch gute Aufnahme das sauer verdiente Geld hineingesteckt wurde. FAZIT: Zu jenem lebensverneinenden Bild passt auch das Outro, in dem auf Lobesgesang eine dumpfe, den meisten vom Klang her sicherlich bekannte Atomar-Explosion "Dystopias Wiege" ausklingen lässt. Und gerade an solchen entscheidenden Details merkt jeder, der dieser Musik was abgewinnen kann, dass hinter Klage ein Perfektionist steckt, der seine Vorstellungen eins zu eins in Noten und Texte verwandeln kann. Dafür bewundere ich ihn und seine erschaffenen Kreationen. Hoffen wir auf baldigen Nachschub in dieser Hinsicht.
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