Habe ich gerade das Wort "Höhepunkt" erwähnt, so muss ich mich wieder schleunigst korrigieren: Als tagträumerisches 2-Stunden-Abenteuer ist "hin-fort" ein einziger Höhepunkt, quasi ein Non-Stop-Genuss mit zeitlicher Begrenzung. Ein Paralleluniversum erschließt sich dem Probanden, bis ins Unendliche in Hall und Atmosphäre getaucht, lässt den Atem stocken als auch den immer verschwommeneren Blick fixieren. Kaum ein Augenblick vergeht unbeachtet, man starrt nach draußen und doch ins Nichts. Nach einem verstörend introvertierten Referat über die Dunkelheit setzt jener monotone Black Metal ein, welcher Darkspace zwar in gewisser Weise nahe steht, die dunkle Soundlava aber keineswegs übertont, sondern - viel besser - mit ihr eine Einheit bildet. Gemeinsam reißt das Verschmolzene eine Leere in den Jetzt-Zustand, erreicht durch den fortlaufenden Anstieg der Wirkungsstärke (und das, obwohl sich streng genommen nicht viel am Geschehen ändert) an immer mächtigerer Größe. Ein plötzlicher Schnitt läutet den zweiten Teil der Rede ein, man solle sich doch dem Kosmos widerstandsfrei ergeben, wenn es soweit wäre. Um diese These zu bekräftigen, verstärken Trist das so schon prächtige Vakuum mit einer noch gewaltigeren Performance, welche nichts weiter als den vertonte Höllenschlund darstellt - schlicht unmöglich zu beschreiben! Gut fünfzehn Minuten voller Raserei, Wahnsinn und Perfektion später verschwindet "hin" in den unmessbaren Tiefen des audiovisuellen Kosmos, um Platz für Teil zwei des Doppeldeckers zu machen. "fort", so der Name des anderen Scheibchens, ist eine reine Ambient-Geschichte. Wie zuvor schon erwähnt, paart Chefdenker Tristan unwirkliche Klangwelten mit einer bemerkenswerten Fülle an Samples und Konversationen, in denen die Beteiligten fast ausschließlich durch die emotionale Hölle gehen. Solch sphärisch riesige Collagen des Typus "Unter den Wolken", "Schlaflos" (ganz groß!) oder das Titelstück kommen gänzlich ohne Ausschnitte aus, allein die enorme Kraft der Synthesizer zeichnet für diese Monumente verantwortlich. Es ist ein Leichtes, sich in diesen Ozeanen zu verlieren, da absolut nichts "dazwischen kommt" - weder Fehler (bitte?) noch unlogische Wendungen oder Ähnliches. Alles fließt, treibt nach draußen, dehnt sich unaufhaltsam aus. Wer sich diesem Prozess verweigert oder ihm gar im Weg steht, muss damit rechnen, von ihm gnadenlos verschlungen zu werden - bei lebendigem Leibe. FAZIT: Bei all dem Wortschwall hier sollte aber eines auf keinen Fall in Vergessenheit geraten: Egal, wie nichtig und unscheinbar ein Detail wirken mag, es tragt entscheidend zum Gesamtbild sowie -eindruck bei. Trist ist in dieser Kategorie Weltklasse, wenn nicht sogar unbestrittene Weltspitze. Ich beschäftige mich nur am Rande mit solcher Materie, doch bis jetzt ist der vorliegende Koloss mit ziemlicher Sicherheit das vollendeste sowie zeitloseste Werk, das dieses Genre jemals gehört hat. Soviel Frechheit erlaube ich mir an dieser Stelle.
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