Dabei kommt die aktuelle Granate aus einem eher unvermuteten Eck: Glaciation sind eine Art nationale "Supergroup" (im unbekanntesten Sinne) unter der Führung des (mittlerweile wieder ausgestiegenen) Frontmannes einer fürchterlichen Industrial-Combo. Der Clou: Die Herren zünden einen feurig heulenden Gitarrenkreis an, in dessen Mitte die mitunter hysterischen Protagonisten einen epischen Hit nach dem anderen auswalzen. Ein guter Anhaltspunkt für den Sound findet sich hierbei - wie bereits bei Sühnopfer - in Saels "Ocean". Einerseits jedoch kommt der zwischen manischen Selbstgesprächen und gellendem Schreien reichende Gesang viel abwechslungsreicher daher, andererseits scheut Tastenmann Duguest nicht davor zurück, seine sehr geschmackvollen Klangtupfer zur Schau zu stellen. Im letzten Drittel tritt nahezu die gesamte restliche Band zur Seite, um ihm nicht nur ausreichend Platz für eine nette Collage nach dem Spektakel der ersten vier Stücke zu erlauben, sondern darüber hinaus auch noch die elegische Coda mitsamt cleaner Gitarrenbegleitung zu leiten. Diese angehängte Selbstreflexionszone dient als perfekter Kontrast zum wild hämmernden Wahnwitz, der den Hörer ein aufs andere Mal überfällt und überwältigt. FAZIT: Was da an kompositorischer Klasse und ungefiltertem Hass hochkommt, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Zum Glück, denn sonst käme ich ja nie mehr in den Genuss, "Sur le falaises de marbles" erneut über mich ergehen zu lassen.
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