Obwohl sich heute der Wandel innerhalb der Band rund um "Patina" logisch nachvollziehen lässt - insgeheim wusste man als Fan, dass hier noch nicht die letzte Note in Sachen EISMALSOTT vertont worden war. Weder eine knappe Ankündigung im Booklet zu besagtem Album noch eine jahrelang aufrecht erhaltene Internet-Präsenz ermutigten jedoch den zum Solo-Projekt zusammengeschrumpften Götterfunken zu neuen Bränden. Fast eine gesamte Dekade musste vergehen, bis sich das Schicksal offensichtlich wieder für ein Fortbestehen und Weitermachen der nun fünfköpfigen Live-Band - ohne Aînvar, der als kreativer Kopf im Hintergrund werkt. Der Neustart kann beginnen. Angeblich als Vorgeschmack auf das erste vollwertige Album angedacht, funktioniert "Weißblendung" für sich selbst schon sehr gut. Erwartungsgemäß, möchte man arroganterweise denken; schließlich hatten hier drei der vier Mitglieder zu Zeiten von "Best Before: Spring" ihre nicht müde gewordenen Finger auf den Saiten beziehungsweise den Stöcken. Was dann auf den - nach wie vor von der unerwarteten Rückkehr etwas tauben - Hörer prasselt, darf dann wohl als einer der stimmigeren EPs dieses Jahres bezeichnet werden. Sofort fällt auf: Mit den vorangegangenen Werken wurde weder gebrochen noch will man nicht unnötig kaschieren, dass hier ein wenig Zeit vergangen ist. Das, was uns vorliegt, war mal als Material zum sagenumwobenen (sowie mittlerweile verworfenen) Gamechanger "Skogtaken" angedacht und wütet dementsprechend schrill, ja sogar unaufhaltsam. Die ewige Muse der Herren, der norweschwedische Black Metal der Neunziger Jahre, trifft auf etwas zu ausgedehnte, düstere Klangteppiche der Tastenabteilung. Rastlos singende Gitarren ebnen den Weg für gipfelnde Riff-Höhepunkte, wie sie in "Sternleite | Tiefenrausch" für Gänsehaut ohne absehbares Ende sorgen. Und komm mir nicht mit dem grandiosen "Zweifel", der nomen est omen mithilfe eines nachdenklichen, nicht wirklich nach vorne schießen wollenden Melodiegerüstes zu seinen Fans gelangt. EISMALSOTT wissen, wie man Atmosphäre schafft und Kenner toller Musik zum erneuten Hören einlädt. FAZIT: Hier sind eindeutig Männer am Schaffen, die das Feuer kennen und ihm Tribut zollen. Davon konnte man sich übrigens jüngst live überzeugen, hoffentlich gibt es hiervon demnächst eine Neuauflage. Letztere gibt es von "Weißblendung" in Kürze auf Kassette.
|