Es ist nun gekommen, es ist nun soweit, das Entsetzen macht sich in meinem Kopfe breit…, so eine Textzeile von mir. Einst als Trio agierend besteht Arathorn heute als Ein-Mann-Projekt von Sköll, welcher wohl für alle Instrumente verantwortlich ist. Und ich muss sagen, was ich von der 97er Scheibe "Niemals krönender als was einst war" auf einem Sampler gehört habe, ließ mich noch mit einigermaßen Hoffnung und Spannung zu meiner Anlage ziehen. War zwar im Nachhinein betrachtet noch nie wirklich berauschend aber das der scheppernde, rasende Black Metal von damals einer Lagerfeuerromantik-kompatiblen "Lalala-Mucke" gewichen ist, wirkt meiner Meinung nach nicht unbedingt zum Vorteil Arathorns. Die Radikal-Kur zieht sich durch die gesamte neue Platte. Schwer verständliche Songtitel von einst, wie etwa "In Spektren pulsierender Todesrinnung" (häh? was hat man sich denn darunter vorzustellen) sind ausgetauscht worden gegen Songs der Marke "Siegfried von Xanten" und "Hagens Verrat". Kundige Leser wissen bereits in welche Richtung der Marsch geht. Da steckt wohl ein Konzept dahinter an dem sich Bands aus Black und Pagan mehr oder minder erfolgreich immer wieder versuchen. Sköll gelingt hingegen nun der Faux Pas, die Sagen der Nibelungen mit der nordischen Mythologie zu vermischen. Lindwurm neben Fenrizwolf, im Doppelpack gleich potenziert schlechte Laune oder was? Tun wir das mal unter künstlerischer Freiheit ab. Doch nun zur eigentlichen Musik: Es gibt jede Menge Akustik-Klampfe zu hören, die von Keyboard und Flöten hinterlegt vor sich hin schwelgt. Barde Sköll besingt diese Melodien denn auch standesgemäß mit klarem Gesang, der eigentlich gut gelungen ist. Die Töne trifft er zumindest überzeugend und seine Stimme ist relativ angenehm und verständlich. Die Schwarzmetall-Wurzeln vernachlässigt er ebenfalls nicht. Leider ist der Sound - ich sage mal - sehr rau bis dumpf ausgefallen. Was in diesem Falle aber leider keineswegs Positiv auffällt. Technisches Gefrickel ist hier natürlich nicht zu erwarten. Mittelalterlich, hymnisch anmutende Gitarrenlinien sind das Mittel der Wahl, Aggressionen also nur unterschwellig vorhanden. Wer hier auch nur einen einzigen Blast-Beat erwartet, steckt in der falschen Rüstung. Der Ritter Pferde sind ja auch früher höchstens im Uptempo in die Schlacht galoppiert. Warum Sköll dann auf einmal im Lied "Ragnarök" ins Feindeslager der Angeln und Sachsen wechselt und auf Englisch singt, muss man nicht wirklich verstehen, es wirkt zumindest etwas deplatziert. Mit kriegerischen Ohhohoh-Chören und Brandungsrauschen im selben Lied ist Sköll hingegen redlich um Abwechslung bemüht. Diese Scheibe ist höchsten was für Leute, die alles Pagan-mäßige im Schrank haben müssen. FAZIT: Ein Album, welches ich meinen Kindern, so ich denn welche hätte, abends zum Einschlafen auflegen würde liegt hier vor mir. "Treue und Verrat" kann mich nicht wirklich überzeugen. Zu vorhersehbar und abgestanden erscheint mir das Ganze. Aggressivität und Metal ist irgendwie dank des vielen Akustikspiels abhanden gekommen. Ganz zu schweigen von den lyrischen Ungereimtheiten. Zu gute halten muss ich Sköll, dass er anscheinend wirklich sein ganzes Herzblut in seine Musik steckt. Jetzt beauftrage ich meinen Pegasus, die Scheibe ins ewige Nirwana meiner Sammlung zu befördern und schließe mit Arathorns Textzeile: Oohh hätte ich, sie niemals doch erblickt, ach hätt doch eine Klinge vom Feind mich hingestreckt… und meiner Antwort: Oohh hätte ich, diese CD niemals doch gehört, ach hätt doch niemals mich gestört.
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