Im Nachhinein betrachtet war es ein kluger Schachzug vom Mann hinter Belenos, einen Teil seines Werdeganges neu zu interpretieren und einem größeren Publikum zur Verfügung zu stellen: Es ist wieder dieser ungeheure Antrieb, mit welcher dieses Opus losstürmt und wie man ihn von Belenos genauso hören möchte, da. Ungeschminkt, ja gefährlich scharf rast "Chemins de Souffrance" im ersten Abschnitt (den Demo-Neuaufnahmen) mit einem genau richtigen, ungeschliffen schönen Sound herbei, macht absolut keine Gefangenen, ist frei von jedem unnötigen Tand und verzaubert dennoch ohne Abstriche - genau so sollten künftig alle Re-Recordings stattfinden! Verglichen mit den neun Jahre danach erschaffenen Songs macht das alte Zeugs eine erstaunlich gute Figur, da es trotz eines einfacher gestrickten Songwritings in die selbe stilistische Kerbe schlägt und durchaus als neues Material verkauft hätte werden können. Ein Unterschied zwischen diesen beiden Epochen lässt sich demnach im Ohrwurm-Sektor feststellen - ab "Barrad Du" schrubbt und hämmert der Alleinunterhalter um einige Grade vertrackter, macht jedoch dafür einen ähnlich starken Gebrauch von der stromlosen Sechssaitigen wie übereinander gestapelten Vokal-Spuren ("Chor"-Effekt) wie im ersten Abschnitt. Dass die Symbiose all dieser Elemente fließender Natur ist, bedarf keiner weiteren Erklärung, schließlich versteht Loïc sein Handwerk wie kaum ein Zweiter. Allein das umwerfend druckvolle Schlagzeugspiel beweist erneut, mit was für einem Ausnahmetalent wir es hier zu tun haben, das über die notwendigen Fähigkeiten verfügt, ein so ausgewogenes und kantig-ruppiges Werk vorzulegen, ohne auf Hilfe von außen angewiesen zu sein. Ich würde mir wirklich wünschen, wenn "Chemins de Souffrance" einen Achtungserfolg einfährt, denn diese Stücke muss man einfach gehört haben, wenn Black Metal zum täglichen Grundnahrungsmittel gehört. FAZIT: Belenos haben aus dem recht enttäuschend konstruierten Vorgänger viel gelernt, jetzt werden wieder große Fänge gemacht. "Chemins de Souffrance" gehört definitiv zu den Glanzmomenten dieses Jahres.
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