Zwischen Aufbruch und Agonie, Ungewissheit und Unruhe, Angst und Verzweiflung sowie Tod und Verderben bewegt sich der zweite Langläufer aus dem hohen Norden, vermittelt eine wahre Fülle an negativen Emotionen, ist rastlos auf der Suche, steuert aber dennoch geradewegs in die Arme des sklettierten Sensenschwingers... "Schemen" eignet sich hervorragend zum Tagträumen der etwas anderen Art. Jedes Lied hat seine eigene Dynamik, eine spezielle Facette, an welcher man sofort erkennt, wo sich gerade der Laser befindet. Das kann eine besonders verhallte Gitarrenwand, ein immer lauter und hektischer werdender Marschgang oder diverse eingestreute, ungewöhnliche Instrumentalik sein; umso wichtiger ist jedoch, dass es dem Quintett stets gelingt, einzigartig fesselnde Momente zu erschaffen. Die Platte ist voll von ekstatischen Augenblicken, die dramatische Komponente kommt ebenfalls nie zu kurz. Wenn sich zum Beispiel "Für immer Schweigen" Stück für Stück steigert, um dann in einem umher treibenden, im Midtempo gehaltenen Bad aus Elegie und unterschwelligem Hass ein vorzeitiges Ende zu finden, überkommt einen dieser angenehme Schauer, der anzeigt: Hier ist etwas Mächtiges zu Gange. Bis auf das nicht so recht zum Album passende "Hammer", das trotz unabstreitbarer Klasse kaum mit dem Rest mithalten kann, könnte ich noch über den absoluten Höhepunkt "Aschentraum", das atmosphärische Kleinod "Segen" oder den großteils rasenden "Blutstern" erzählen. Doch überlasse ich es euch, auf Entdeckungsfahrt zu decken anstatt die wirklich großen Augenblicke vorweg zu nehmen - auszahlen würde es sich auf jeden Fall. FAZIT: Sehr empfehlenswertes Werk einer Band, deren Potenzial noch nicht immer ausgeschöpft zu sein scheint. Bevor ich jedoch anfange, über ein etwaiges neues Album zu philosophieren, soll sich erstmal "Schemen" tot laufen... und das kann lange dauern!
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