Auf der zweiten Langrille praktiziert man weiterhin die gelungene Mischung aus typisch kalt-rohem Schwarzstahl mit einer nicht unerheblichen Dosis an synthetischen Zusätzen. Von überzuckerter Kitschbomben-Arbeit, die die Grundessenz des jeweiligen Liedes qualvoll im Geklimper untergehen lassen, kann allerdings nie die Rede sein; vielmehr wurden gezielt stimmungsfördernde Samples, akustische Zwischenspielereien, ganz selten ein düsteres Keyboard-Intermezzo in die ruhigeren Passagen des Albums eingebunden. Dieser Teilaspekt funktioniert hervorragend und hält den Hörer stets bei Laune, noch besser steht es allerdings um die eigentliche Basis. Vorüberwiegend wähnt sich EgoNoir in langsamen, nachdenklichen Gefilden, nur selten wird das Tempo erhöht - gut so. Denn obwohl ein fantastisch arrangiertes Stück der Marke "Feind" in den Hauptteilen rast, kommt man nicht über den größten Schwachpunkt von "Der Pfad zum Fluss" hinweg: der hölzern programmierten Schlagzeug-Dose. Hoffentlich werden in Zukunft bessere, natürlichere Soundsamples verwendet... Jetzt aber wieder zurück zur Musik selbst: Mit jedem weiteren Durchlauf - und davon braucht es einige, um mit dem Material warm zu werden - erschließt sich dem Hörer nach und nach die wahre Macht des Werkes, insbesondere der nahezu fließende Übergang von den furios stürmenden BM- hin zu den einsamen, ruhigen Momenten ist für heutige Verhältnisse beispiellos schön geworden. Vor allem die epischen Kapitel wie "Der unschuldige Mörder" beweisen, dass selbst ein Zeitrahmen von neun Minuten zu kurz scheint. An diesem Eindruck ändert nicht einmal die zwar einerseits herrlich harsche, andererseits hingegen scheinbar "herunterkomprimierte" Produktion etwas, deren Klang ein wenig nach MP3s ohne hoher Bit-rate klingen. FAZIT: Sehr fein komponiertes Kleinod, das wahrscheinlich leider im Dickicht der Veröffentlichungswut früher oder später verschwinden wird. Gerade deswegen empfehle ich, zumindest reinzuhören - solche Kracher kommen nur noch selten aus dem deutschen Untergrund gekrochen.
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