Amesoeurs - Ruines Humaines    AMESOEURS
    Ruines Humaines

    Release:  29.9.2006
    Label:  Northern Silence
    Stil:  Depressive Black Metal/Cold Rock
    Spieldauer:  16 Minuten 5 Sekunden
    Punkte:  8 von 10
    Homepage:  www.amesoeurs-music.com

    In der Datenbank seit:  23.09.2006 / 19:24:46
    Gelesen:  663x  (seit Datenbankeintrag)

Konzeptionell dreht sich bei diesem Nebenprojekt Neiges (der einigen Lesern von Alcest bekannt sein dürfte) alles um die laut Bandkopf "traurige und umbringende Ära, in der wir leben", das Schicksal eines Großstädtlers, der vom Urbanismus seelisch ausgebeutet und von Albträumen verfolgt wird. Was aber auf dem Papier Interesse weckt, muss musikalisch nicht automatisch brilliant funktionieren, wenn man an Ausfälle der Marke Elisabetha (Vampirische Hörspiele) denkt. Doch jeder, der die bisherigen Arbeiten des Franzosen kennt, weiß um die quasi non-existente Ausfallrate Bescheid.
Kaum rotiert die Scheibe, bahnt sich die Abwärtspirale ihren Weg nach unten: Treibende Rhythmen gehen Hand in Hand mit ordentlich verzerrten, latent melancholisch bis depressiven Riffs, die eine unvergleichliche, weil hilflose Stimmung aufbauen. Einzelne Zusätze wie der hypnotische Part nach dem letzten Titeltrack-Vers oder das originelle Bassspiel am Ende von "Bonheur Amputé" geben der so schon sehr ordentlichen Basis das gewisse Etwas. Aber auch die akustischen Einwürfe, die stellenweise dramatischen Wendungen (Paradebeispiel: "Ruines Humaines") und der stark an Mortifera erinnernde, extreme Gesang des Frontmannes hinterlassen einen starken Eindruck. Genauso ist es um "Faiblesse Des Sens" bestellt, das allerdings eine komplette Genre-Verschiebung darstellt, schließlich zelebriert das Duo hier eiskalten Rock, der entfernt an spätere Katatonia erinnert. Stromlose Gitarren, langsamer Gang sowie eine singende Audrey Sylvain, die für Lyrik und Teile des Songs verantwortlich zeichnet, grenzen dieses Stück vom Rest ab. Gegen Ende nehmen Verzweiflung, Angst und Schrecken in Form von Cymbal-Gewitter, eingeworfenen Soli und einer absolut düsteren Abschlusspassage Überhand. Selbst "das Gefühl danach" könnte als typisches Trademark Neiges durchgehen, da diese bestechende, tief ins Herz eindringende Melodik, die diese kleine Scheibe größtenteils beinhaltet, wunderschön, gleichzeitig aber umso vernichtender tönt.
Trotz aller Vorteile, an denen man "Ruines Humaines" festnageln kann, gibt es einen Kritikpunkt: Um eine wirklich effektive Atmosphäre zu schaffen, bedarf es in diesem Genre einer ordentlich bemessenen Spielzeit, im Schnitt circa 40 Minuten, Amesoeurs kommt auf gerade mal 16. Argumente des Typus "Dafür gibt's keine schlechten Lieder" zählen angesichts der überragenden Qualität der bisherigen Werke des Franzosen nicht, weil "R.H." schon vor anderthalb Jahren auf Band verewigt worden ist, in der Zwischenzeit also LOCKER ein paar Kompositionen mehr geschrieben werden konnten. Dumm nur, dass dem nicht so ist.


FAZIT:

Toller Start für ein Projekt, das viel für die Zukunft verspricht.


TRACKLISTE:

01 - Bonheur Amputé
02 - Ruines Humaines
03 - Faiblesses Des Sens


LINE-UP:

Neige - Vox, Guitars, Bass, Synths, Drums
Audrey Sylvain - Female Vocals


AMIKKUS

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