Stichwort Pionier-Arbeit: Keine andere Neuerscheinung polarisiert momentan so stark wie der neue Output dieser deutschen Ausnahme-Band - eine Tatsache, die auf wenigen, dafür umso leidenschaftlicher diskutierten "Ursachen" beruht. Da wäre zum einen die Produktion, die Art, wie sich Secrets Of The Moon anno 2006 präsentiert. Wuchtig, präzise und in gewisser Weise revolutionär rollen allmächtige Hymnen wie "Ordinance" aus den Boxen, machen sicherlich keine Gefangenen, was den ungewöhnlich komplexen, dafür umso festfressenderen Grundtenor der Ton gewordenen Antithese betrifft. Hinsichtlich der klanglichen Verpackung jedoch schießt das Quartett ein klein wenig über's Ziel hinaus. Es gibt nicht gerade wenige Momente, in denen man sich eine andere Abmischung wünscht; vor allem die epischen Passagen, wie sie hier überall vorkommen, hätten ein durchaus rauheres Gewand verdient. Dass man dabei bei den wenig verbreiteten, schnelleren, unumstößlich tiefschwarzen Passagen die Regler in die richtige Position schob, ändert nichts am teilweise arg progressiv eingestellten Sound, der zum Beispiel bei "Ghost" oder dem - rein musikalisch betrachtet - übermächtigen "Lucifer Speaks" eine leicht unpassende Figur abgibt. Und obwohl ein zweifelsohne metallischer, klischeefreier (!) sowie durchaus genießbarer Klang herausgearbeitet wurde, hört sich "Antithesis" buchstäblich wie Zukunftsmusik an, so als ob das Liedgut seiner Zeit um Jahre voraus wäre. Doch ist es angesichts der immens hohen Qualität zeitlos und somit auch für heutige Verhältnisse ein dezidiertes Muss. Bei aller Verworrenheit, mit der die vier Jungs zu Werke gehen, beinhaltet ein Großteil der Nummern einen Refrain, ein oder zwei Haupt- sowie eine einprägsame, sehr obskure Akustikpassage, die quasi vorgibt, wohin das jeweilige Lied melodisch steuert, lediglich "Metamorphoses", das mit geflüsterten Versen den Anfang setzt, sowie der eigentliche Opener "Versus", der gleich in die Vollen prescht, bauen auf die Ausnahme-Regel. Bis auf diese Gemeinsamkeiten entwickelt sich jede Komposition in eine andere Richtung, besticht durch eigene Merkmale, eine scheinbar nie ausgehende Vielfalt, unerwartete Wendungen und monströs geile Riffs. All diese Zutaten werden geschickt mit der erwähnten Komplexität verbunden... um am Ende eine zusammenhängende, für sicherlich mehrere Wochen beschäftigende Einheit zu erlangen, die umgarnender, atmosphärischer, umfangreicher, ja sogar bombastischer kaum sein könnte. Umso sehnsüchtiger erwarte ich die baldige Live-Vorstellung, denn spätestens da wird sich zeigen, wie grandios diese Konstrukte ungefiltert wirklich funktionieren... FAZIT: Secrets Of The Moon haben musikalisch gigantische Arbeit geleistet. Wenn die nächste noch einen Tick schwarzmetallischer klingt, gäbe es keinen Grund, sie nicht restlos abzufeiern. Visionär!
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