Am Anfang steht der Schock: Ein undefinierbarer Krach, aus dem lediglich das monotone Klopfen des japanischen Schlagzeugers hervorgeht, leiten das Geschehen ein und sorgt schon für erste Zweifel an einer etwaigen Besserung. Tatsächlich geht diese eine für den Hörer qualvolle Noise-Attacke satte zwei Minuten ohne Veränderung an ihm vorbei, bis sich auf einmal die erwähnten Ambient-Klänge zu Wort melden - und den kompletten Rest der A-Seite übernehmen. Glücklicherweise weiß der Junge hinter diesem Projekt, wie man atmosphärisch hochwertige Klangsphären schafft. Düstere, dunkelgraue Synthetik und nettes Akustik-Gezupfe wechseln sich gegenseitig ab, zwischendurch kann man auch mal das blanke, unbeschriebene Rauschen des Magnetbandes "bewundern". Dieses Schauspiel hört jedoch abrupt mit dem hiesigen Highlight namens "Echoes of Long Dead & Forgotten Places" auf, das nebst gewohnt kompetenter Synthetik einige nette Sechssaiter-Melodien beinhaltet. Zu diesem ruhigen Gang gesellen sich ausschließlich (!) Flüster-Vocals, die dem Ganzen einen leicht unheimlichen Touch geben. Schade, dass solche schönen Szenarien nicht öfter hier stattfinden. Die B-Seite setzt mit der stimmungsvollen Knöpfchendreherei fort und mündet wieder in einem vollwertigen, verhältnismäßig langen Lied, das zwar einigermaßen stimmig dargeboten wird, an "Echoes..." aber nicht heranreicht, da aus irgendwelchen, mir fremden Gründen nicht nur ein anderer Gitarrenklang, sondern auch eher unpassende Chöre im Hintergrund vorkommen. Für eine Überraschung sorgt das Outro "Exodus": Ein melancholisch gespieltes, ganz passendes Saxophon erklingt neben den künstlich erzeugten Streichern und Klavier-Einschüben. Ob dies nun von einem musikalischen weiten Horizont oder jedoch Geschmacksverwirrung zeugt, darf jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist: An dieser Einlage werden sich sicherlich ein paar versteifte Köpfe stoßen. FAZIT: Obwohl die BM-Parts ganz gut geworden sind, rate ich Lycaon Ayr, sich voll und ganz auf sein wahres Talent - dem Schaffen von weiten, qualitativ hochwertigen Klangräumen - zu konzentrieren. All jenen, denen Ambient einigermaßen zusagt, empfehle ich ein Reinhören in das Demo-Debut von Spectral Lore.
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