Der zweite große Streich Merrimacks geht nämlich nicht nur lyrisch, sondern auch musikalisch andere Wege, wecken markante Beiträge wie "Insemination" schließlich Erinnerungen an schwedische Glanztaten. Überhaupt klingt "Of Entropy And Life Denial" viel mehr nach nordischer Fingerfertigkeit denn nach landestypisch gemächlicher Hausmannskost. Selbst der Truppe fiel dieses Semi-Phänomen auf und traf die logische Schlussfolgerung, Necromorbus' Studio zu bunkern, um den dementsprechenden Sound hinzukriegen; fast könnte man schwören, einem jungen, bis in die Haarspitzen motivierten Neuzugang aus Stockholm zu lauschen... womit wir auch schon beim einzigen ankreidbaren Kritikpunkt angelangt wären. Den Franzosen ist durch den typisch kalten, kratzigen Klang etwas an Identität verloren gegangen, was hingegen durch die sehr gut ausgearbeiteten Songs nahezu wieder wett gemacht wird. Konkrete Beispiele zu nennen, wäre hier sinnfrei, da jede Collage ihren ganz eigenen Charakter hat; so kann niemand ernsthaft behaupten, das nekroid-zerbrechliche Instrumental "Carnaceral" mit dem wütend stampfenden Dreieinhalbminütler "Redeem Restless Souls" oder, um ein anderes Exempel heran zu ziehen, das tempi- und abwechslungsreiche "Seraphic Conspiracy" mit dem monoton vorankriechenden, fast schon hypnotisierend aufgebauten "The Birth Of A Life's Sacerdoce" vergleichen zu können. Ausfälle, wie sie in der Vergangenheit manchmal der Fall waren, bleiben erstmals völlig aus, der Mitreißfaktor ist im Gegensatz zum Vorgänger enorm angestiegen. Selbst das Intro, normalerweise ein Papierkorb-Kandidat, weiß zu gefallen, die Skip-Funktion fällt somit auf ganzer Länge weg. Leider - und das ist wirklich bitter für solch eine rasch herangereifte Einheit - fehlen noch die wirklich ganz großen Nummern, ewig schöne Hymnen, die dem Hörer ein aufs andere Mal vor Augen führen, wie unwürdig er eigentlich ist, einen derartig genialen Geniestreich erleben zu dürfen. Dass dies neueren Namen genauso gut gelingen kann wie den bekannten Ikonen, dürfte klar sein, Zweifel diesbezüglich kommen daher bei mir nicht im Geringsten auf. FAZIT: "Of Entropy And Life Denial" zeigt Merrimack in ihrer momentan besten Verfassung seit Band-Gründung. Noch nie zuvor haben es so viele Volltreffer auf eine ihrer Platten geschafft. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie fesselnd sie momentan - gemessen am vorliegenden Werk - auf der Bühne sein müssten!
|