Denn ein wesentlicher Kritikpunkt des Debuts bleibt nach wie vor erhalten: Die stark nach Synthese riechende, variationslose, sprichwörtlich tote Drumdose, welche darüber hinaus noch immer ungerechtfertigterweise weit im Vordergrund steht. Es mag vielleicht von Vorteil sein, die totale Kontrolle inne zu haben, jedoch nützt das nichts, wenn das Programm keine "glaubwürdigen", sondern nur plastische Samples verwenden kann. Viel besser dagegen der stimmliche Einsatz, der hier um einiges stärker an die Ecke Burzum/Wigrid anknüpft, vom Verständnis her aber weitaus klarer als genannte Referenzen ist; man braucht also nicht zwingend das Textblatt, um zu wissen, worum es geht. Ansprechend fabriziert auch das Songwriting, vor allem der zweite und dritte Teil des "Stille"-Kapitels sind eigenständige Verneigungen vor dem monotonen, hypnotiserenden Black Metal der frühen Neunziger. Hier und da ist sogar ein Übergang vom "normalen" Songmuster in dissonante, entrückt-jazzige Passagen zu beobachten, manchmal begleitet der Alleinunterhalter jene Stellen mit seinen dystopischen Texten. Bezüglich Sechssaiter gibt es keine großartigen Änderungen zu melden, lediglich dem Hall wurde mehr Aufmerksamkeit geschenkt, was (natürlich) einen weiteren, desolateren Raumklang zur Folge hat. Ansonsten werden schrille, wohlwollend authentische Einfälle gekonnt durch den Verstärker gejagt, zusätzliche Gitarrenspuren verbreiten ein todessehnsüchtiges Ambiente, welches vor allem dann am besten zur Geltung kommt, wenn ein komponiertes Solo dem Hörer die Nackenhaare aufstellt. FAZIT: In diesem Ein-Mann-Unternehmen steckt sehr viel Potenzial für noch höhere Ziele, "Stille" trägt eindrucksvoll Zeugnis davon. Vielleicht erleben wir beim nächsten Mal einen Rundumschlag der ganz großen Sorte...
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