Im Prinzip hat sich im Lager des dänischen Ein-Mann-Unternehmens nicht viel geändert: Nach wie vor erzeugen vor allem die stets präsente Hintergrundsynthetik - deren akustische Farbpalette von dunkelstem Grau bis tiefstem Mattschwarz reicht - sowie die sehr tief gestimmten Gitarren eine erdrückend düstere, todessehnsüchtige Stimmung. Bei den Sechssaitern wird vor allem der einhämmernd kernige Nachhall ausgenutzt, um dieses Ambiente nochmal um einige Grade zu verschärfen. Zusammen mit dem projekttypisch extremen Schleichgang und den kaum verständlichen Stimmeinlagen ergibt dies ein Kleinod tiefschwarzer Tonkunst, deren Botschaft klarer kaum sein könnte. Jeglicher Ansatz von guter Laune wird wirkungsvoll im Keim erstickt, (aufgesetzte) Fröhlichkeit schlägt in Melancholie um, ein gedankliches Manifest sämtlicher Probleme, die einen momentan verfolgen, wird aufgebaut. Kurz nachdem Nortt von einem Hauptteil in die unglaublich lichtlosen Klanglandschaften voller Wind-Samples und verschwörerischer Melodien - teils durch einen elektronischen Flügel oder durch Knöpfchendreherei erzeugt - übergeht, wird dem Hörer ohne große Anstrengung ganz anders. Da der werte Selbstmord-Propagandist sehr wohl über die Wirkung seiner künstlich erzeugten Klanglandschaften weiß, hat er nebst den vier Mammut-Sätzen (keiner unter acht Minuten lang) gleich zwei weitere an die beiden Enden rangetackert, um sowohl einen stimmungsvollen Ein- wie Ausklang zu erschaffen; beim namensgebenden Stück werden sogar verzerrte Schreie geschickt unter die hervorstehende Wind-Nebel-Front gemischt, sodass man sich wie auf einem verwunschenen Friedhof platziert fühlt. Das Artwork wurde also nicht zufällig ausgewählt, ebensowenig wie der offensichtlich erwünschte, bittersüße Nachgeschmack, den diese Reise durch vergessen geglaubte Eigenständigkeit hinterlässt. Dennoch, und das kann ich beschwören, wird sich "Ligfærd" trotz aller Hingabe in die Reihe jener Epen einreihen müssen, denen es höchstwahrscheinlich nicht gelingt, eine beachtliche Anzahl an neuen Schweremütlern zu rekrutieren, da viele mit dieser unbeschreiblich gemächlichen Gangart nichts anfangen können, demzufolge Nortt auch weiterhin den Rücken zuwenden werden. Ich bin mir allerdings sicher, dass dies weder die Absicht des Alleinunterhalters noch das des jeweils zuständigen Labels (in diesem Fall Possession Productions) widerspiegelt. FAZIT: Dieses sechsteilige Band verbreitet Schwermütigkeit, Lebensfeindlichkeit sowie absolute Resignation in einer beklemmend intensiven Art und Weise. Allen Befürwortern dieser speziellen Sparte sei vorliegendes Zeugnis wärmstens empfohlen.
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