Der Opener "Malignant Coronation" legt gleich mit Vollgas los, die Vocals klingen einfach perfekt. Am Tsjuder-typischen Riffing erkennt man die Band sofort. Das Refrain-Riff beispielsweise erinnert stark an die früheren Alben, es folgt ein entspannter Mittelteil mit geradezu beschwörerischen Vocals, die man durch die englische Sprache gut versteht. Bald wird wieder drauflos gebolzt, man kann sich wieder auf den grandiosen Refrain freuen. Am Schluss ertönt ein wegweisendes "Prepare for desecration!!" "Ghoul" wird zunächst etwas ruhig angegangen, bald wird das Tempo angezogen, das im ganzen Verlauf aber etwas langsamer bleiben wird als der vorhergehende Song. Das Riffing ist in diesem Song etwas unvariiert, doch erneut typisch Tsjuder. Die Jungs haben einfach ihren ganz persönlichen Stil. "Ghoul" ist meiner Meinung nach einer der schwächeren Songs, obwohl er die Temperatur im Raum gleich ein paar Grad sinken lässt. Gegen Ende hin wirken die Riffs dann wirklich etwas fad. Daran ändert auch die kreischenden Belphegor-ähnlichen Solos nichts mehr. Auch der doomig-melancholische Teil gegen Ende kann nicht mehr viel retten. Mit sechseinhalb Minuten Länge dehnt sich dieser Song ganz schön in die Länge. Es folgt der Track "Possessed" von der gleichnamigen Demo (1996). Die Aussprache Nags ist einfach herrlich, das gerollte R und "thrügh thü mountüüns" klingt einfach herrlich… Auch hier wirken die Riffs zu monoton, doch weil der Song fast um die Hälfte kürzer ist, weit weniger penetrant als "Ghoul". Das Riff nach dem Hammerrefrain ist aber wirklich ganz schön kalt und wunderbar old-schoolig. Nach einem langsamen Teil voll von bösen Drohungen ("slaughterrrr yoüüüü") wird das Tempo nochmals für den Schluss angezogen. Man merkt dem Song deutlich an, dass er nicht der neuesten Generation von Tsjuder-Songs angehört. Die Band hat heute einfach viel mehr drauf, was sie gleich beim nächsten Song unter Beweis stellt. Das entspannte "Lord Of Swords" enthält wieder typisches Riffing, hasserfüllte, unverwechselbare Vocals tragen ihren Teil zum Charakter der Band bei. Einige nicht zu verachtende Riffs hat dieser Song zu bieten, besonders das eine mit unheilvoller glitzernder zweiter Gitarre angereicherte im letzten Drittel, bevor nochmals ordentlich gegroovt wird. Der wirkliche Kracher folgt nun mit "Helvete", dem einzigen norwegisch-sprachigen Track. Wie gut die Landessprache der Band den Songs tut ist hier leicht ersichtlich. Das harsche Gefühl, das sie erzeugen, rettet sich sogar über das Riff, das mich -sorry- immer an diese alte Bravo-Traube-Knetmassen Werbung erinnert… Alles in allem aber ein ausgezeichneter Song, mit infernalisch-stimmungsvollem Mittelteil. "Deg sender vi til helvete!!" Wenn dort "Mouth Of Madness" gespielt wird, wäre das auf jeden Fall empfehlenswert. Der zuerst rockig-groovende Song ist einer der besten des Albums. Man sollte der langsam-entspannten Atmosphäre nicht vertrauen, denn bald nach Nags Verwünschungen wird er flotter, nur um dann erneut langsamer zu werden und geradezu erhaben zu klingen, gerade in Kombination mit den Vocals. Nach einem kurzen Zwischenteil wieder, dieses wunderbar schwebend-thronende Riff, man braucht nicht viel Drumming um richtig zu beeindrucken. Bald wechselt die Stimmung von Kühle und Erhabenheit in ein etwas rockigeres, dreckiges Gefühl. Dann wieder ein Stimmungswechsel - so werden die 8 Minuten garantiert nicht fad. Mit einem Trommelwirbel schließt der Song. "Unholy Paragon" beginnt langsam, düster, und eisig kalt, man erwartet nichts Gutes hinter diesen verhängnisvollen Gitarrenwänden. Bald ertönt ein Schrei und das Drumming und der Bass setzen mit Vollgas ein. Der Song entwickelt sich zu einem vergleichsweise etwas seelenlosen, schnellen Kracher. Ich bevorzuge doch eindeutig die etwas langsameren Stimmungsmacher. Doch Tsjuder beherrschen auch diese Art von Songs ganz ausgezeichnet und kurz vor der Songmitte ertönt ein absolutes eins-a-Riff, das leider bald wieder im Geknüppel untergeht. Gegen Ende werden nochmals Bass und Drums herausgenommen, um wieder die eisigen Gitarren erklingen zu lassen. Bald wird wieder mit einem Slide voll eingesetzt und bis zum Schluss voll auf die Tube gedrückt. Mit "Sacrifice" folgt ein charmant umgesetztes Bathory-Cover. Erneut muss ich den sympathischen nordischen Akzent Nags anmerken, der hervorragend zu den rockigen Klängen dieses Songs passt. Die Band schafft es, diesem Klassiker gekonnt ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Welcome darling to my sacrifice… Diese Version hat Ohrwurm-Qualitäten. Auch das Solo wurde von Draugluin wunderbar umgesetzt Der letzte Song "Morbid Lust” hat es noch einmal ordentlich in sich. Der über 11 Minuten-Kracher wird keineswegs langweilig. Gleich nach dem Drum-Intro wird voll losgelegt, hasserfüllt keift Nag seine Vocals hinaus, die Riffs grooven ordentlich. Der erste Teil des Songs ist noch relativ schnell, erneut erklingt ein kurzes kreischendes Solo, das darauf folgende schwebende Riff hat es wohl wirklich in sich. Wieder können Tsjuder ein passables Kältegefühl erzeugen, wofür andere Bands Keyboards, Chöre und was weiß ich was alles brauchen. Dann verlangsamt sich der Song, er wirkt geradezu bedrückend ohne Drums, es folgt bald wieder eine amtliche Groove-Attacke. Dieser wunderbar schleppende Mittelteil ist nicht zu verachten. Etwa bei der Hälfte des Songs ertönt wieder eine Art Drum-Intro, danach wird wieder etwas Speed gutgemacht, um bei über 11 Minuten keine Langweile aufkommen zu lassen. An der 8-Minutengrenze kann man sich wieder am hohen, schwebenden Riff erfreuen. Danach wird wieder etwas Tempo herausgenommen und der Song geht gemütlich zu Ende. FAZIT: Ein gelungenes Album also, das immer wieder eisige Stimmung erzeugt aber auch ganz dreckig rocken kann. Meiner Meinung nach hat Nag eine der besten Stimmen im gesamten Black Metal - nicht zu tief aber auch nicht zu penetrant hoch. Außerdem liebe ich einfach seine nordische Aussprache! An den Gitarrenläufen hat sich nicht viel verändert, die Riffs sind durchwegs typisch Tsjuder. Eine positive Veränderung sind die zahlreichen Tempowechsel, die die teilweise recht langen Tracks nicht langweilig werden lassen. Die Produktion finde ich soweit ganz wunderbar. Negativ anzumerken: Manchmal wird ein Riff etwas zu lange ausgekostet und wird zu oft wiederholt. Für Fans der alten norwegischen Schule sicherlich ein empfehlenswertes Album! Tipps: "Malignant Coronation", "Helvete", "Mouth Of Madness", "Morbid Lust".
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