Da sich das Kriegsende heuer zum 85.Mal gejährt hat, erscheint mit „Talvisota“, zu Deutsch „Winterkrieg“, eine neue EP des mittlerweile in Finnland ansässigen Projekts Hrossharsgrani von Hugin/Lex Karilla. Am Gesang von seiner Frau Anna unterstützt, hat sich der ursprünglich aus Linz stammende Musiker diesmal einer rauen und ungeschliffenen Variante des Black Metal verschrieben, welche die eisig-kalte Atmosphäre des Kriegswinters 1939/40 einzufangen soll. Passend dazu beginnt der Opener „Talvisodan Henki“ mit Gewehrsalven und Granateinschlägen. Obwohl es sich musikalisch sicher um die aggressivste Veröffentlichung der letzten Zeit von Hrossharsgrani handelt und auch Annas Gesang ausgesprochen hasserfüllt ausgefallen ist, verzichtet Lex nicht gänzlich auf mystische, atmosphärische Passagen, wie man sie von den bisherigen Veröffentlichungen kennt und die meiner Meinung nach ein Trademark und eine große Stärke der Band sind. So finden sich geflüsterte Vocals und Ambient/Keyboard-Parts, aber auch immer wieder Schüsse, Sirenen und Schlachtgeräusche, so dass man sich stets mitten im Krieg wähnt. „20 Tammikuuta 1940“ ist eine ruhige Ambient-Nummer mit Samples einer Radiosendung oder Dokumentation über den Winterkrieg, welche einen kurz durchschnaufen lässt, bevor es mit „Ryssän vei halla“ frostig weitergeht. Ambientklänge und das Heulen des Windes leiten das Stück ein, ehe es sich zu rauem Black Metal entwickelt. Vereinzelt tauchen immer wieder kurz klare Gesangspassagen auf, die einen Kontrast zu Annas aggressiver Stimme bilden und dem Ganzen eine leicht folkige Note verleihen. „Malja Molotoville“ lässt einen mit kurzen Pianoklängen kurz in Sicherheit wähnen, bevor es auch hier mit rauem Black Metal weitergeht, der mit klar gesungenen Passagen ebenfalls folkige Einflüsse aufweist. Mit dem stampfenden „Peruttu Voitonkulkue“ endet dann der musikalische Teil dieser EP. Als Draufgabe gibt es aber noch einen Audiobook-Teil, bei dem die Texte auf Englisch (von Tony Dolan von Venom Inc), Deutsch (von Gerhard Hallstatt von Allerseelen) und von Anna K. auf Finnisch vorgetragen werden. Damit bekommt man auch als nicht des Finnischen mächtiger Hörer eine Art Geschichtsstunde über den sowjetisch-finnischen Winterkrieg geboten. Nicht unerwähnt bleiben soll die Aufmachung der Scheibe im DVD-Case und mit auf die Thematik abgestimmtem Artwork, welches wie schon die letzten Hrossharsgrani-Veröffentlichungen wieder von Ruta Sliders gestaltet wurde. FAZIT: „Talvisota“ ist sicher die raueste und schwarzmetallischste Veröffentlichung von Hrossharsgrani seit Demotagen. Trotzdem verzichtet man nicht auf die bewährten Ambient-Parts und verleiht einzelnen Stücken mit klar gesungenen Passagen leicht nordisch-folkiges Flair, wie man es bereits vom letzten Album „Sankareiden Maa“ kennt.
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