Fragen:  Hannes   |   Antworten:  S.M.   |   Übersetzung:  -   |   Datum:  10.04.2002


Trollskogen

So ziemlich eines der ersten Dinge die mir aufgefallen sind, als ich mir dein Demo etwas näher angesehen habe, war der Satz "Keine Macht der NSBM Plage - Unterstützt ehrliche Motive" was mich einerseits positiv überrascht hat und mich andererseits auf die lästige Frage bringt, wie du denn zur Black Metal Szene (nicht nur in A) im allgemeinen stehst:

Ich muss dazu allgemein sagen, die Szene ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bewundere ich den neuen Aufschwung der Musik und die wirklich guten musikalischen Ansätze vieler Bands. Doch dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein großer Teil dieser Bewegung mit rassistischer, politischer Naziideologie um sich wirft. Ich finde es einfach grauenhaft, dass so oftmals wirklich gute und gelungene Werke ihrer Mystik beraubt wird und die Anstrengungen der ehrlichen Bands zunichte macht. In dieser kalten und aggressiven Musik hat diese Ideologie nichts verloren, und ich verstehe nicht, warum so viele Bands anfangen mit NS Begriffen zu arbeiten. Diese ganze elitäre Scheiße ist fehl am Platz. Mir kommt es oftmals schon vor als stehe hinter dem ganzen ein "Trend des Undergrounds"! Anscheinend verkauft es sich besser wenn NSBM draufsteht, verwerflicher geht es wohl nicht mehr...

Wenn man sich dein Demo anhört fällt einem zwangsläufig auf, dass du einen Drumcomputer verwendet hast. Woraus entstand dieser Entschluss? Bevorzugst du es, die Musik komplett selbst zu schreiben und auszuführen oder hast du ganz banal einfach keinen Drummer gefunden?

Nein ganz so banal ist es sicher nicht, ich hätte wenn ich gewollt hätte sicherlich einen Drummer gefunden, ich kenne schließlich genug Musiker. Mit einer Aufnahmemöglichkeit wäre es sicherlich auch nicht zu großen Problemen gekommen, wenn ich etwas Geld dafür gehabt hätte. Die Musik und die Texte schreibe ich sowieso im Alleingang und so wird das auch immer bleiben, deshalb wäre ein Drummer sowieso nur auf simples Nachspielen der Beats die ich ihm vorgebe beschränkt. Ich hatte aber ohnehin vor, wirklich alles selbst zu machen, deshalb habe ich mich für einen Drumcomputer entschieden, da ich eben kein Schlagzeuger bin (und auch keiner werden werde). Leider war der Sound des Gerätes nicht sehr zufriedenstellend und ich versuchte noch das Beste herauszuholen. Auf zukünftigen Releases wird ein besseres Gerät (wie schon am Tribute to the North Tape) seinen Dienst tun. Und wer weiß, vielleicht werden eines Tages auch echte Drums zum Einsatz kommen, das wird sich weisen, die Musik wird jedenfalls immer aus meiner Feder stammen!

Nicht nur der Name des Demos, sondern auch einige Songtitel lassen einen darauf schließen, dass du ein Verehrer der Natur bist. Was genau inspiriert dich und welche Bands würdest du als deine Favoriten bezeichnen (ich habe da einige Ansätze von Isengard auf deiner CD vernommen)?:

An der Natur fasziniert mich vor allem ihre Urgewalt und ihre Schönheit. Es mag verrückt klingen, aber ich wage zu behaupten solche Schönheit wie in der Natur habe ich sonst noch nirgends entdeckt. Ich bin regelmäßig irgendwo draußen, in einem Wald, auf einem Feld oder an einer Küste, ganz gleich, ich versuche überall die Energie in mir aufzusaugen. Der Name des Demos ist übrigens auch der Name eines Waldes in Ostschweden, in welchem ich diesen Sommer wandern durfte. Er hat mich sehr beeindruckt, genau so wie ein anderes zentrales Ereignis, dass ich immer wieder verarbeite oder auch noch in Zukunft als Stoff für neue Werke nehmen werde: Der Sonnenuntergang, Symbol für den Tod. Nun bei den Bands beschränke ich mich hier auf die Sparte Black Metal, da ich ja musikalisch sehr vielseitig bin, doch dies hier alles aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Es ist gut erkannt, das Isengard definitiv einer meiner Faves ist, aber auch Ulver, Darkthrone, Emperor, Dødheimsgard, Satyricon, Judas Isacariot, Moonblood, Burzum (wenn man die Ideologie des Mannes dahinter außer acht lässt), Carpathian Forest sowie noch einige andere die sich mehr oder weniger oft in meinen Gehörgängen wiederfinden und eine Band die zwar nicht viel mit Black Metal zu tun hat, aber mich im naturmystischen Sinne sehr inspiriert hat, ist Empyrium.

Wie wir wissen, hat es eine Underground Black Metal Band (aus dem Old School Bereich) nicht gerade leicht in Österreich. Nur allzu oft wird man nur belächelt und nicht ernst genommen. Auch dich hat das ja betroffen (bzw. tut es noch immer). Was hältst du davon?

Ja natürlich, man wird belächelt, ich habe aufgrund meiner offenen Einstellung zur Musik gleich ein doppeltes Problem, da ich ja mit Menschen aus allen Musiksparten zusammenarbeite. Die Leute, die keinen Black Metal hören, verstehen diese Musikrichtung nicht und tun sie als dilettantisch und inspirationslos ab. Sie können nicht verstehen, warum ich so eine Musik mache und nicht etwas ihrer Ansicht nach "anspruchsvolleres". Und dann natürlich das Problem mit der Black Metal Gemeinde, die natürlich wissen, dass ich mein Leben nicht nur dem Black Metal, sondern auch anderen Musikstilen, verschrieben habe und in manchen Kreisen gilt so etwas als äußerst "untrue" (ich benutze dieses Wort ungern, aber so musste ich es hören) angesehen wird. Doch der springende Punkt an der Sache ist: Beide Gruppen sind mir egal, ich mache diese Musik, um mich zu verwirklichen, und wenn plötzlich alle mich boykottieren würden und ich der einzige wäre der sie hört, dann schreibe ich trotzdem neue Songs, denn da stecken meine Gefühle drinnen und ich lasse mir nichts davon nehmen... Es fehlt den meisten Leuten noch der Blick fürs Wesentliche, dass ist das Problem. Ich glaube aber im Algemeinen bekommt die Szene wiedermehr Zuspruch, es gibt ja auch in letzter Zeit wieder mehr Konzerte in Österreich und sie sind, was ich so gehört habe, nicht schlecht besucht.

Kürzlich hast du ja ein auf 10 Stück limitiertes Tape herausgegeben (von dem übrigens auch ich eines besitze) welches den Titel "A Tribute to the North" trägt. Was hat dich dazu bewogen, es auf eine solch kleine Stückzahl zu limitieren? Das dürfte manchen Leuten, wie der krampfhafte Versuch "true" sein zu wollen erscheinen.

Nun ja, "manche Leute" sollen sich ihren Teil denken, aber das Tape war nie für sie gedacht. Dieses Tape mit zwei Songs, die wohl sonst nicht mehr erscheinen werden, ist ein spezieller Tonträger für die, die mich als Person und als Band Trollskogen unterstützt haben. Ich glaube das zeigt schön, was ich oben gesagt habe: Die Anzahl der Leute die Musik hören, ist mir egal, und ich muss auch nicht krampfhaft Demos verkaufen, mir geht es darum, dass ich mich verwirkliche und ich finde, die Menschen die mir bei diesem obersten Ziel helfen gehören belohnt. Und wenn noch so viele Kritiken kommen, so kann es doch wieder passieren, das ich etwas ähnliches nochmals mache.

Was hältst du von Vertägen allgemein? Wird Trollskogen in Zukunft eher Eigenproduktionen rausgeben oder würde dich ein Vertrag mit Sombre, Christhunt etc. (die ja gerne limitieren *g*) etc. interessieren?

Limitieren hin oder her, die Frage ist dabei auch, verkaufe ich wirklich mehr als 300 oder 500 oder 666 Stück meines Tonträgers, und sie ist schon gerechtfertigt, wenn ich nicht grade bei Nargaroth oder Moonblood oder Judas Iscariot heiße... Bei Bands, die noch) keinen Namen haben ist das eben auch die Frage. Doch zu Verträgen im allgemeinen. Ich werde mich wahrscheinlich, wenn ich wieder ein paar Songs fertig haben sollte, damit an kleine Undergroundorganisationen wenden, ob sie mir nicht bei der Verbreitung dieser behilflich sein wollen. Ob das nun einen Vertrag mit sich bringt oder lediglich einen Distro Deal oder auch nichts werden wir ja sehen. Sicher ist hingegen eines: Wenn ich nur eine künstlerische Einschränkung bekomme wird alles in Eigenregie erscheinen, dann kann ich darauf verzichten, den Namen einer Organisation auf meinem Tonträger stehen zu haben, auch wenn ich dafür vielleicht ein dickeres Booklet gehabt hätte oder gar etwas auf Vinyl, was zugegebenermaßen ein Traum von mir wäre.

Was bedeutet für dich Black Metal?

Black Metal entspringt dem Teil meiner Gefühlswelt der sich hauptsächlich mit Hass, Wut und Aggression auseinandersetzt und ist das musikalische Produkt, welches daraus entsteht. Ich kann hiermit auch der Natur Tribut zollen, den ich finde, Black Metal kommt von seinem Ausdruck her am ehesten an ihre Urgewalt heran.
Es ist ein wichtiger Teil von mir und doch nicht alles, und ich halte auch nicht viel von diesem Elitegerede. Es tut mir sehr leid zu sehen, wie fantastische Musik voll Ausdruck und Emotionen durch oberflächliches Imagegerede in den Hintergrund gedrängt wird und das nicht nur von Kommerzbands!!! Ehrliche Bands unterstütze ich jedoch immer wieder gerne, die Musik und die Stimmung der Musik an sich stehen für sie im Vordergrund, so sollte es auch sein...

Danke für das Interview, ich hoffe, dein neues Demo lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten!

Ein neues Demo wird es wohl nicht vor Ende des Jahres geben, den ich möchte nichts unter 30 Minuten veröffentlichen und nur das beste Material verwenden, deshalb werde ich mir gebührend Zeit nehmen. Aber es kommen ja auch noch einige andere (ehrliche) Veröffentlichungen auf uns zu, auf die man sich freuen kann, wie zum Beispiel das erste Imrith Demo. Ich möchte allen, die sich mit meiner Musik befasst haben danken, wenn es nur ein paar Leuten aufrichtig gefällt, ehrt mich das schon...



Gelesen: 902x (seit 10.04.2002)


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